ULI IN SCHWEDEN UND ME(E)HR

28. März 2019: Zurück aus der Zukunft

Nach meinen beiden Städtekurztrips und dem längsten Flug meines Lebens, bin ich inzwischen wieder heil in Hamburg gelandet und kann somit eure Emails wieder in Echtzeit lesen. Ich freue mich riesig über die ersten Blümchen, eigenen 4 Wände und auf euch!

10. März 2019: Überfüllung

In Tasmanien gibt es ziemlich genau 2 Postkartenmotive ohne Känguru: "Maria Island" und "Wineglass Bay". Da Maria Island (warum auch immer) durch 2 graue Getreidespeicher repräsentiert wird, scheinen die meisten Touristen zu entscheiden, dass sie auf jeden Fall die Wineglass Bay gesehen haben müssen - jedenfalls gibt es am Anfang der Kurzwanderung mehr Parkplätze als in Hobart-City. Trotzdem sind bei unserer Ankunft morgens um 10:00 schon fast alle Plätze belegt und wir haben nur ganz am Ende noch gerade eben Glück. Die 1000 Stufen runter zum Strand finde ich eher nervig, da man tatsächlich alle 5 Stufen anhalten muss, um den Gegenverkehr passieren zu lassen. Nach einer Tageswanderung wird es zum Glück besser und auf uns wartet eine idyllische Zeltübernachtung an einem der schönsten Strände Tasmaniens. Der Preis ist, dass wir diesmal alles Gepäck echt weit tragen müssen - inklusive Wasser. Danach finde ich Zivilisation mit Pizza und Limo auch wieder toll.

2. März 2019: Hitzefrei

Dieses Wochenende sind fast 40 Grad C angesagt. Wir verschieben etwas kleinlaut unsere geplante 2-Tageswanderung mit Gepäck, während unser Kollege tatsächlich ungeachtet der widrigen Bedingungen 100km am Stück läuft. Wir denken an ihn, während wir zwischen Schatten und Meer hin- und her pendeln und schon für eine Kurzwanderung fast zu träge sind. Baden im vergleichsweise kalten Wasser ist riesig toll. Ein unerquicklicher Nebeneffekt der kurzen Hitzewelle ist allerdings ein Wiederaufflackern der Feuer. Bei unserer Rückkehr ist Hobart wieder unangenehm rauchig und wir fiebern dem angekündigten Regen am Dienstag entgegen.

23. Februar 2019: Hoch hinaus

Dieses Wochenende verlassen wir die Küste, um endlich einen Blick auf den vielgepriesenen Urwald zu erhaschen. Mal wieder sind wir schon beim ersten Straßenschild fast eingeschüchtert: aktive Feuer voraus. Na super! Zum Glück überzeugen uns ein paar Feuerwehrleute, dass wir bedenkenlos in den Nationalpark fahren können. Das klappt auch tatsächlich problemlos und gleich treffen wir auf die nächste Herausforderung: den Glühwürmchenspaziergang. Norddeutsch sind wir erstmal der Meinung, dass wir bis zu dem mit Glühwürmchen besiedelten Gebiet keine Lampe im Dunkeln benötigen - bis zu dem Zeitpunkt wo wir fast auf ein Opossum treten und dann doch etwas kleinlaut den Weg vor uns beleuchten (wie alle anderen). Im Unterholz knackt es weiterhin unentwegt und wir gruseln uns fast ein bisschen. Zum Glück hat es aber wirklich niemand hier auf Menschen abgesehen und die größte Gefahr ist bei den Glühwürmchen im Stockdunkeln mit anderen Schaulustigen zu kollidieren.

Die Waldwanderung am nächsten Tag im Hellen ist dann vergleichsweise entspannt, aber nicht minder beeindruckend. Baumfarn wird zu meiner neuen Lieblingspflanze erklärt, bis wir in größeren Höhen auf eine noch beeindruckendere Fauna treffen. Als es nach weiterem Anstieg schließlich baumlos wird, ist die Sonneneinstrahlung einfach nur krass und ich bin heilfroh als ich mich, wieder in Parkplatznähe, in einen kalten See stürzen kann.

16. Februar 2019: Das Treffen mit dem Teufel

Das Wochenende verbringen wir wieder auf einer Insel - diesmal werden wir allerdings ohne Auto "ausgesetzt" und verbringen mit etwa 20 anderen Campern die Nacht alleine auf Maria Island. Das Robinson-Crusoe-Gefühl wird allerdings am nächsten Tag durch zahlreiche Tagestouristen, die die nähere Umgebung des Hafens "helgolandartig" überfluten, etwas gestört. Trotzdem bin ich überwältigt von der abendlichen Tierwelt. Insbesondere sehe ich meine ersten Wombats, die aussehen wie eine Kreuzung aus kniehohen Meerschweinchen und Koala. Ein ganz großes Kunststück ist es allerdings nicht, dass ich gleich mehrere der Tiere erspähe, denn die Insel ist in Ermangelung von Fressfeinden inzwischen hoffnungslos überbevölkert. Daher wurden inzwischen vermehrt auch Tasmanische Teufel angesiedelt. Die eigentlichen Aasfresser gehen wohl mindestens die Jungtiere der Wombats an. Ein wahrscheinlich noch attraktiveres Ziel sind Touristenzelte, falls dort versehentlich Nahrung vergessen wurde. Zum Glück stehen Menschen nicht auf dem Speiseplan. Die Teufel haben ihren Namen, das sie recht furchteinflößende Laute ausstoßen und es grassieren diverse Geschichten, dass ein einziger Biss stark genug wäre, einen menschlichen Oberschenkelknochen zu zerteilen. Ich finde das nicht sehr vertrauensbildend, zumal den Tieren die Gehirngröße einer Erbse nachgesagt wird. Als mir also nachts auf dem Weg zur Toilette 2 panische Kängurus und ein Teufel aus dem Dunkel entgegenspringen, erschrecke ich doch sehr und schreie vorsichtshalber laut, damit eine Verwechselung mit einem Wombat gänzlich ausgeschlossen wird. Der spanischen Jugend, die ein Stück weiter auf einer Bank die Nacht genießt, erkläre ich dann kurz, dass ich nur geschrieben hätte, weil ich einen Teufel gesehen habe. Offensichtlich sind diese aber nicht so sehr mit der tasmanischen Variante vertraut und gucken mich einfach nur völlig verstört an.

10. Februar 2019: Schlaraffenland?

Wir sind auf der kleinen Hobbyfarm eines Kollegen eingeladen und staunen nicht schlecht: Tomaten wachsen das ganze Jahr über, riesige Salatköpfe brauchen gerade mal 6 Wochen, um so auszusehen, Beeren und leckerste Früchte quellen geradezu von den Büschen und Bäumen. Eine derartige Üppigkeit ist einfach unfassbar für einen Norddeutschen. Ich muss unwillkürlich an meinen schwedischen Kollegen denken, der wirklich alles gibt, um über Sommer eine Riege vergleichsweise winziger Tomaten und ein paar Kräuter zu ziehen. Mit Körben voller Blaubeeren und Basilikum verlassen wir glücklich den Hof. Aber auch sonst hat sich unsere Ernährung inzwischen deutlich verbessert. So haben wir inzwischen rausgefunden, dass doch nicht ganz alles, was man an fertig zubereiteter Nahrung kaufen kann, frittiert ist. Beispielsweise gibt es französisch angehauchte Bäckereien, die wahre Kunstwerke an Schnittchen, Quiche und Törtchen anpreisen. Auf Bruny Island gab es sogar ein Fischrestaurant ohne Fritteuse. Das findet auch die "high Society" lecker und ist gleich per Hubschrauber angereist. Living is easy....

Februar 2019: Bruny Island

Unser nächstes Kurzabenteuer trägt uns nach Bruny Island. Statt ununterbrochen brüllheß, ist das Wetter eher durchwachsen, was uns gar nicht so unrecht ist - zumal die dadurch Feuer tatsächlich deutlich weniger geworden sind. Ziemlich aufgeregt machen wir uns auf zu dem von einem Kollegen angepriesenen Campingplatz, der nur bei Ebbe über einen 3km langen Sandstrand zugänglich ist. Als wir mit unserem (geliehenen) Allradauto mühelos über den Stand flitzen, kommen wir uns furchtbar australisch vor. Auf dem Campingplatz haben wir trotzdem die mickrigste Ausrüstung - insbesondere mit Hinblick auf unser winziges 35$-Zelt, das immerhin fast wasserdicht ist. Recht unaustralisch geraten wir auch schon bei jedem noch so kleinen Känguru in helle Aufregung und als noch ein Albino dazu kommt, haben wir nach nur 1/2 Stunde Wanderung sämtliche Kamera-Akkus verbraucht. Nach einem Traumwochenende, ist Montag ein unverhoffter Feiertag. Da wir nicht an unsere Rechner kommen, die wir im Institut gelassen haben, schlendern wir gemächlich über das Holzbootfestival in der Stadt und kurieren unseren heftigen Muskelkater.

Februar 2019: Update Feuer

Mit Wochenbeginn sind wir zurück im rauchigen Hobart. Aufgrund der eher östlichen Winde und der seit gestern etwas kühleren Temperaturen, ist die Lage momentan etwas entspannter. Auch hat sich die Alarmstufe der meisten Feuer abgeschwächt. Letztendlich brennt es allerdings schon seit Weihnachten und niemand erwartet ernsthaft, dass die Feuer gelöscht werden können. Es wird anscheinend überwiegend daran gearbeitet, eine weitere Ausbreitung einzuschränken. Helfen könnte der für Donnerstag angekündigte Regen.

Februar 2019: Jurassic Park

Ich muss nun erstmal zugeben, wie inkonsequent ich in Wahrheit bin: Nach meinem Geschimpfe über privat genutzte Verbrennungsmotoren, haben wir am Wochenende nichts Besseres zu tun, als mit einem Auto kreuz und quer zu fahren - und es ist einfach nur grossartig! Nach nur 2 Stunden Fahrt sind alle Feuer weit weg und wir befinden uns mitten im "Jurassic Park". Neben exotischen Vogelrufen und kleinen Kängurus überall auf dem Campingplatz, erinnert mich die üppige Pflanzenwelt überhaupt nicht an Europa und beim Abendspaziergang am Meer springt dirket neben mir ein großer Delfin aus dem Wasser. Trotz tasmanischer Hitzewelle machen wir uns auf eine atemberaubende Wanderung zu einem der Kaps der Tasman-Halbinsel. Ein Bad im klaren türkisfarbenen Wasser rundet den Tag ab.

Januar 2019: Land of Fire - Tasmanien

Auch wenn ich mich spontan etwas in Thailand verliebt habe, bin ich nach fast 4 Tagen doch froh, aus dem Smog herauszukommenden und freue mich auf die sauberste Luft der Welt in Tasmanien. Nach schier endloser Fliegerei, mit nur kurzem Zwischenstopp in Melbourne, setzen wir endlich zum Landeanflug an. Allerdings schaukelt es wirklich schlimm und die zahlreichen Waldbrände, die wir aus dem Fenster gesehen haben, sind leider gar nicht so weit weg wie erhofft. Kurz vorm Boden sehen wir einfach nichts mehr - alles ist verqualmt. Ich mache mir ernsthaft Sorgen, wie man so landen soll und ähnliche Gedanken hat wohl auch der Pilot - jedenfalls startet er wieder durch. Letztendlich warten wir in der Luft auf Wetterbesserung. Am liebsten würde ich dem Piloten erklären, dass es viel mehr Sinn macht, nach Melbourne zurückzufliegen - statt bei Starkwind auf diesem brennenden Eiland zu landen. Schon die Schaukelei würde ein derartiges Vorhaben jedoch gänzlich unmöglich machen. Immerhin bessert sich die Lage ungefähr nach einer Verdoppelung der regulär geplanten Flugzeit so weit, dass wir heil am Boden ankommen. Mehr ist wohl gerade nicht zu wollen. Ob es eine besonders tolle Idee war auf diese brennende Insel zu fliegen, wird sich zeigen. Regen bekommt nun jedenfalls einen ganz neuen Stellenwert.

Januar 2019: Mal anders - Bangkok

Nachdem wir ziemlich viel in Skandinavien unterwegs waren, zieht es uns diesen Winter auf die Südhalbkugel. Eine einmalige Jobchance macht es möglich, mich mal wieder in ein Flugzeug zu locken. Erster Stopp ist Bangkok. Schon in der top-modernen, effizient durchorganisierten Hochbahn wird mir klar, dass Hamburg im Vergleich ein Dorf ist. Unglaublich für mich ist auch, wie gelassen und unglaublich nett die Bewohner in der Menschenfülle bleiben. Nicht ganz so einfach wie der Transport ist allerdings das Essen. Schon beim ersten Versuch satt zu werden, hat Heiner aus Versehen Fischfutter erwischt. Zum Glück hat der Verkäufer ihn beim Essen gesehen und verhindert das Schlimmste.ndem er in schallendes Gelächter ausbricht Heiners Experimentierfreude ist nach diesem Erlebnis allerdings stark eingeschränkt. Wir werden mit etwas Übung aber trotzdem gut satt. Einziges Manko bleibt der Autoverkehr. Die Atemmaske ist in dieser Stadt aus gutem Grund durchaus gesellschaftsfähig. Als wir aus dem Flugzeugfenster auf die Smogwolke gucken, bin ich endgültig der Meinung, dass Verbrennungsmotoren für den Privatgebrauch verboten gehören.

2018/19: Alles wie immer?

Weiße Weihnacht, Schweizer Käsefondue bei indischen Gastgebern und abenteuerliche Reisebeschreibungen aus Murmansk - unser weihnachtlicher Schwedenkurztrip bietet alles was das Herz begehrt, um unsere Batterien wieder aufzuladen und uns an alten Freunden zu freuen. In Kiel begrüßt uns das neue Jahr dann untypisch nicht mit Nieselregen, sondern mit Sonne und Sturm. Den malerischen Strandspaziergang deuten wir als gutes Omen und freuen uns auf 2019!

2017: Mal eben schnell nach Schweden

Wir haben inzwischen ein neues (altes) Schiff(chen) und sind damit nach Schweden unterwegs. Wir folgen dabei unseren eigenen Spuren von vor 4 Jahren (damals waren wir mit der hölzernen KIMM unterwegs). Das 6.50m lange ehemalige Rennboot haben wir zuvor während mehrerer Winter vom zerfledderten Entlein zwar nicht unbedingt in einen Schwan, aber immerhin in ein ansehnliches, voll funktionsfähiges Schiffchen verwandelt. Statt stilvolle Holzplanken betreten wir also dieses Mal ein rutschfestes Plastikdeck mit diversen Digitalanzeigen und der Schiffsinnenraum wird durch ein eher schlichtes Design geprägt. Dicke, bequeme Sitzpolster an Bord sind für uns erstmal Vergangenheit. Statt dessen gibt es nun nur noch Isomatten - in der eher dünnen Sparversion, da unsere XXL-Matten nicht so richtig Platz finden wollen. Dafür ist der Innenraum tatsächlich, anders als im Holzboot, unter allen Bedingungen knochentrocken - ein nicht zu verachtender Luxus. Die ganz großen Spaßfaktoren bei der Sache sind verhältnismäßig viel Speed und die vielen großen bunten Vorsegel, zu deren Nutzung wir den Winter über wiederholt YouTube befragt haben. Vorgestellt hatte ich mir dabei eine leichte, sonnige Brise zum praktischen Ausprobieren. Doch dieser Sommer hat andere Pläne und beschert uns eine regelmäßige Abfolge von Tiefdruckgebieten mit eher windigen und vor allem böigen Bedingungen. Die Sache gestaltet sich also doch wieder aufregend und es braucht fast bis zum Kalmarsund, bis wir immerhin die mittlere pinke Vorsegelversion (mit 45m^2) relativ entspannt setzen können. Kurz darauf, in den Schären, ist dann aber eher "Bremsen" angesagt. Die vielen Felsen sind zwar überaus malerisch, jedoch auch ziemlich hart und wir brauchen Zeit zur Orientierung. Kurz vor unserem Ziel "Norrköping", kommt uns unser Freund Robinson mit einem voll besetzen Schiff entgegengesegelt. Erfreut lasse ich zum Warten die Segel etwas flattern, winke und zücke meine Kamera. Doch da ist Robinson auch schon wieder halb verschwunden. Ups - offensichtlich befinden wir uns in einem Rennen. Ich hole hastig die Schot wieder dicht. Um es kurz zu machen - wir schaffen es nicht ganz die 2m längere Halbschwester von unserem Schiffchen einzuholen, schlagen uns aber in unseren Augen tapfer. So haben beim anschließenden Grillen auf dem Steg alle strahlende Laune.

Viel zu schnell heißt es wieder Abschied nehmen (manchmal finde ich es immernoch schwer zu fassen, dass ich nicht mehr hier wohne). Wir entscheiden uns spontan unser Boot in Nävekvarn statt in Norrköping an Land zu stellen, da es dort eine tolle winterfeste Halle gibt. Die Preise sind Deutsch und das Publikum auch. Woran das liegt, sehe ich erst zu Hause: es gibt eine sehr professionelle Website auf Deutsch. Aber bis auf die für Deutsche so typische Hektik beim Mastlegen, die sofort importiert wurde, soll uns das nicht stören. Wir wissen unser Bötchen gut versorgt und freuen uns jetzt schon auf das Frühjahr, wenn es unter Segeln zurück nach Kiel gehen soll.

2016: ENDLESS SUMMER?

Große Tiere in Kiel: Beim nächtlichen Ankern in der Heikendorfer Bucht wird unser gemütliches Abendessen von ungewöhnlichen Geräuschen jäh unterbrochen: Vor einer Motoryacht in unmittelbarer Nähe springt ein großen fischartiges Tier wiederholt aufgeregt auf und ab. Ein in der Ankerkette verfangener Schweinswal? Als wir mit dem Strahler leuchten, schwimmt das Tier ein paar Meter weg - immerhin scheint es frei zu sein. Einen riesen Radau macht es aber weiterhin. Eigentlich hatte ich geplant, nach dem Essen noch in die schwarze Förde zu tauchen und das derzeitige Meeresleuchten zu bewundern. Im Angesicht des großen Tieres, spare ich mir das aber lieber. In der Woche drauf soll sich dann herausstellen, dass ich mit meiner Reaktion vermutlich als "verhaltensauffällig" gelte. Das normale menschliche Verhalten scheint zu sein, sich in einer derartigen Situation sofort blindlings ins Wasser zu stürzen. In der Lokalzeitung KN wird jedenfalls berichtet, dass es sich bei dem großen Tier um einen waschechten Delfin handelt und die Wasserschutzpolizei alle Hände voll zu tun hatte, die Menschenmenge, die zum (3 1/2 Meter langen!) Delfin ins Wasser gesprungen war, aus dem Zufahrtsbereich der Schleusen für den Nordostseekanal zu fischen.

Ich habe zwar immer noch nicht wirklich vor, im Zweifel sofort ins Wasser zu springen, halte aber bei jedem folgenden Segeltörn eifrig Ausschau nach dem Tier (die Kamera immer schön griffbereit). Zum Ende der Saison muss ich mir dann langsam die bittere Wahrheit eingestehen: der Delfin findet unser kleines Segelboot offensichtlich sterbenslangweilig. Den härtesten Schlag erhalten wir am Ende der Saison auf dem Weg ins Winterlager: der Delfin lässt sich zwar mit uns in den Nordostseekanal schleusen, würdigt unser schnittiges Boot jedoch keines Blickes und schwimmt, bevor er sich zurückschleusen lässt, mehrere Runden mit der exakt schuhkartonförmigen Kanalfähre "Adler I". Welch eine Schmach!

2013-2014: KIEL-SCHWEDEN-KIEL: DER LOGISCHE WEG

Die hölzerne KIMM ist eines der letzten Walboote. Walboote gehen auf den Hochseesegler und Tausendsassa Hans Domitzlaff zurück. Der Knickspanter galt 1932 als sehr seetüchtiges Boot. Götz Daniel zufolge, schrieb das Marketinggenie (R6, Ernte 23) Domizlaff seinerzeit in der Yacht "Das Walboot wurde nicht für die 90 % aller schwachwindigen Sommertage erdacht, sondern für die 10% der ungemütlichen Stunden, wo es darauf ankommt, daß der Segler eine Yacht unter den Füßen fühlt, auf die er sich trotz der Kleinheit unbedingt verlassen kann." Heutzutage mutet der Wal mit seinem geringen Freibord, 8,50 Länge und 2,20 Breite in vielen Häfen allerdings nicht nur klein, sondern winzig an und gibt, mit wachsender Entfernung vom Heimathafen Kiel, oft Anlass zu erstaunten Kommentaren. Trotzdem zieht es uns genau mit diesem Boot in die Ferne. Nachdem wir jahrelang in der Schlei und der dänischen Südsee unterwegs waren, gibt ein Job in Schweden den Ausschlag und lässt unsere Reise nahezu logisch erscheinen: wir segeln die KIMM 2013 von Kiel nach Norrköping an der schwedischen Ostküste, um sie im Folgejahr wieder nach Kiel zurück zu bringen. Durch die Überwinterung in Schweden können wir den Trip entspannt im Rahmen unseres normalen Jahresurlaubs bewältigen und es bleibt uns zudem genug Zeit um weder bei zu schlechtem noch bei zu gutem Wetter (Sightseeing muss sein) auszulaufen.

Am 10. Juni 2013 geht es endlich los. Gleich auf dem ersten längeren Schlag von Heiligenhafen nach Gedser sind es am Ende doch 6Bft, statt der angekündigten 4-5 Bft. Das hätten wir uns nicht unbedingt so ausgesucht, aber so kann die KIMM gleich zeigen, was sie kann. Zum Glück hat Domizlaff seiner Zeit nicht allzu sehr übertrieben - die KIMM segelt für ihre Größe erstaunlich trocken und scheint noch alle Kurse gut zu meistern. Wir rauschen mit gerefften Groß bei raumen Winden durch die inzwischen für unsere Verhältnisse stattlichen Wellen. Auch wenn wir es im Grunde nicht brauchen, weil sich nur eine einzelne Welle in unser Cockpit verirrt, beruhigt das Wissen um unser selbstlenzendes Cockpit. Gegen 17:00 nähern wir uns Gedser. Nun müssen wir unter Fock und gerefftem Groß doch noch mal hoch an den Wind und segeln unter Herzklopfen mit viel Speed durch die enge Zufahrt direkt in den Yachthafen. Eine Prozedur, an die wir uns erst gewöhnen müssen, fu¿r die es aber keine Hilfe gibt, da unser Außenborder keine Wellen mag. Zum Glück sind die meisten Häfen für weit größere Schiffe als die KIMM ausgelegt, so dass es selbst auf dem eher windigen Törnabschnitt bis Kalmar nie ernsthafte Probleme gibt. Bei überwiegend südwestlichen Winden sind wir hier meist zügig mit etwa 6kn unterwegs. Unvergessene Surferlebnisse jenseits der 10kn über Grund erleben wir im Kalmarsund. Ab Kalmar wechselt dann das Grundgefühl, von 'Abenteuer' zu 'Entspannung pur'. Wir erkunden erst Nord-Öland und schließlich die ostschwedische Schärenidylle. Nach einem tollen Segelsommer, verbringt die KIMM den Winter bei dem Holzbootliebhaber 'Alvar Båtar' nahe Norrköping an Land.

Auf der Suche nach Einsamkeit, brechen wir auch 2014 wieder früh auf und laufen kurz vor Midsommer in den Götakanal ein. Genderpolitisch korrekt und doch eher ungewöhnlich, übernehme ich den Motorpart, während mein Freund Heiner den weniger prestigeträchtigen Job an den Leinen übernimmt. Die Kanalreise beginnt naturgemäß mit Aufwärtsschleusungen. Ich setze Heiner vor der Schleuse an Land ab, damit er die Leinen dann hoch über mir auf der Schleusenmauer (auf Slip) belegen kann. Gleich am Anfang bemerkt Heiner, ungünstigerweise barfuß, erst mitten im Sprung an Land die Kreuzotter, die sich genau an seinem angedachten Landeplatz genüsslich in der Sonne aalt. Das fängt ja gut an! Unter großer Aufregung fällt das Manöver eher mäßig elegant aus. Aber es gibt ja noch 57 weitere Gelegenheiten das Schleusen zu üben! Also neuer Versuch: Heiner nimmt die Achterleine mit an Land, während ich die KIMM in die Schleusenkammer manövriere: enges Einparken, Abhalten, die zweite Leine nach oben werfen, die Leinen auf Slip nehmen, Fender entwirren, Vorleine nachführen. Frau hat das Gefühl, überall gleichzeitig sein zu müssen. Sobald das Schleusentor geschlossen ist, wird umgehend der 'Whirlpool' gestartet, d.h. in der Schleusenkammer entstehen durch den Wasserzulauf starke Turbulenzen. Obwohl Heiner wirklich geschickt mit den Leinen hantiert, hätte ich gerne alles noch viel schneller. So manches Mal muss ich mir heftig auf die Zunge beißen, um keine völlig unnötigen Kommentare nach oben zu rufen. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass das anscheinend noch als normales menschliches Verhalten durchgeht, denn mehrere schwedische Freunde erkundigen sich verschmitzt grinsend, wie unsere Beziehung den Götakanal überstanden hätte.

Nach dem ersten Dutzend Schleusen, haben wir dann den Bogen endlich soweit raus, dass Heiner es während der Schleusung manchmal sogar noch schafft uns zwischendurch ein leckeres Eis zu besorgen (vermutlich kommt uns hier die Kleinheit unseres Bootes deutlich zugute). Auch die 'Kamerablitzlichtgewitter' der an Land stehenden Touristen nehmen wir kaum noch wahr. Allerdings zerrt, mit sinkendem Adrenalinpegel an den Schleusen, der Lärm des Außenborders mehr an mehr an unseren Nerven. In uns wächst, trotz der hübschen Landschaft und den pittoresken Städtchen, beständig der Wunsch nach offenem Wasser und gesetzten Segeln. Etwas Abhilfe schaffen die schönen Seen, insbesondere der riesige Vänersee. Aber wir müssen leider weiter und durchfahren den an den Götakanal anschließenden Trollhätte-Kanal relativ zügig. Nach der imposanten Schleusentreppe von Trollhättan (32m Hub), unterstützt eine kräftige Strömung in die richtige Richtung unser Vorhaben, schnell Richtung Meer zu gelangen. In Göteborg verlassen wir dann endgültig die behütete Kanalwelt und müssen uns erst wieder an kabbelige See mit viel Schwell und regem Verkehr gewöhnen. Eine stabile Ostwindlage ist ein echtes Geschenk und ermöglicht es uns sehr entspannt die schwedische Ostküste zu erkunden, bevor wir bei bestem Wetter über Anholt den Heimweg antreten.

Mai 2014: SEGELENTHUSIASMUS

Es ist Anfang Mai und ich stehe mehr oder weniger panisch beim Segelausstatter, der nur bedauernd den Kopf schüttelt: momentan sei nur Sommersegelbekleidung gefragt und das Sortiment an warmen Jacken entsprechend eingeschränkt. Etwas hilflos stehe ich also vor der letzten warmen Herrenjacke in XXL und frage mich ernsthaft, wie ich die kommende Woche überstehen soll. Mein Freund und ich haben nämlich tatsächlich versprochen, an einer Bootsüberführung in Mittelschweden teilzunehmen. Mir war bisher eher nur theoretisch klar, dass die Angelegenheit kalt werden könnte. Inzwischen gibt es jedoch konkrete Wetterberichte und die angekündigten 5-6 Grad machen mich zusehends nervös. Trotzdem siegt der Geiz und ich verlasse den Laden ohne die 400,- Euro teure Jacke bis zu den Kniekehlen. Erst knapp vor der Abreise entdecke ich in einem winzigen Segelladen meine Rettung: eine dick wattierte Segelhose. Mit dieser Neuerrungenschaft bin ich wenigstens halbwegs beruhigt, packe aber trotzdem noch so viel warme Ausrüstung ein, dass ich es vor lauter Gepäck kaum zum Bahnhof schaffe und mich der lange Weg zum Schienenersatzverkehr in Uppsala fast umgebracht hätte. In dunklen Hafen von Gävle lande ich dann hungrig und viel später als geplant mit einem Taxi, das sich auf dem Weg vom Bahnhof zum Hafen 3x verfährt und mich zwischendurch in einem verlassenen Industriehafen absetzen will. Nicht, dass der Yachthafen belebter wäre! Leichter Nieselregen liegt in der Luft, der Bootseigner schläft schon und auch mein Freund empfängt mich eher ungnädig. Auch er hätte wohl lieber schon geschlafen und ich kann es ihm nichtmal verübeln: der Hafen strahlt eine derartige Trostlosigkeit aus, dass man wirklich nicht weiß, wozu man hier wach bleiben soll. Es ist einer dieser Momente, in denen ich mich frage warum zum Teufel ich eigentlich gerade hier Urlaub mache und mich nicht morgen einfach entspannt in mein schönes, warmes Büro setze.

Trotz allem erwache ich am nächsten Morgen einigermaßen erholt und nach einem heißen Becher Kaffee siegt die Aufregung darüber, das erste Mal in meinem Leben mit einem französischen Rennboot den Hafen zu verlassen. Meinen beiden Mitseglern geht es offenbar genauso - jedenfalls bleibt irgendwie keine Zeit, sich Sorgen um die Temperatur zu machen und nach 3 Tagen haben wir uns dann tatsächlich einfach daran gewöhnt. Das Boot ist wirklich große Klasse und die Stimmung in der einsamen Landschaft magisch!

03.2014: KAPUTTER WAHRNEHMUNGSFILTER?

Entgegen aller Anfragen mit anderslautenden Vermutungen hat sich dieser Winter in Norrköping erstaunlich schnell wieder in warme Luft aufgelöst. Insofern fiel mir der erneute Abschied nach Kiel nicht ganz so schwer und ich habe mich die bisherige Zeit in Deutschland tatsächlich über viel Sonne und Blümchen freuen können. Sommer-sehnsüchtig gucke ich immer wieder auf die Förde - einziger Harken: ich habe dieses Frühjahr gar kein Boot hier. Außerdem ist Kiel für mich nun fast so exotisch, wie Schweden bei meiner ersten Auswanderung. Freudig überrascht mich der z.B. der Wochenmarkt oder die spontane verbale Kommunikation mit völlig Unbekannten. Über Hektik und die unbeschränkten Automassen in Kiel kann ich dagegen nur den Kopf schütteln ("jaha") und noch bin ich an Kiels Supermarktkassen wohl ungefähr so beliebt, wie der 92-jährige Rentner von nebenan, der am liebsten mit Centstücken bezahlt und anschließend auch noch den reibungslosen Parkplatzverkehrsfluss mit seinem Gehwagen hemmt.

06.02.2014: ENDLICH EIN HAUCH VON WINTER

15.06.2013: PER SEGELBOOT NACH NORDEN

Unsere Wohnlage bleibt nach wie vor ungeklärt: Dank Christian haben wir zur Zeit 2 Wohnungen - eine in Kiel und eine in Schweden. Nun beschließen wir, über den Sommer keine der beiden Wohnungen zu nutzen. Zeit für ein Abenteuer, Zeit um nach Schweden zu segeln.

11.02.2012: HAMBURG IM EISFIEBER

Seit 15 Jahren ist es das allererstemal wieder soweit: die Alster ist offiziell zum Schlittschuhlaufen freigegeben. Die Menschen strömen in Scharen (irgendwo habe ich was von 80 000 gelesen). Was für ein Kontrastprogram zu Schweden, wo man so oft zweifelnd ganz alleine vor der Eisfläche steht....... Aber endlose, menschenleere Weite hin oder her - ich bin, wie vermutlich der Großteil der Menschen hier, total fasziniert.

30.01.2012: EIN ZAUBERHAFTER MORGEN

Bei unserem neuerlichen Schwedenaufenthalt bekommen wir glatt ein paar Schafe, Katzen, ein Haus und ein Auto zur Betreuung. Das perfekte 'Bullerbü"-Feeling samt Kälte, Eis und Schnee! Einziger winziger Nachteil: ich muss Auto fahren. Mein Arbeitsweg beträgt bei meiner vorsichtigen Fahrweise fast eine Stunde. Ein Geduldsspiel - aber es geht ganz gut. Nur - schon am ersten Tag fängt das Auto mahnend an zu blinken. 'Check Engine' klingt wesentlich ernster als 'låg spoilvatten', was mich mal bei einer früheren Autoleihaktion in Angst und Schrecken versetzt hat, sich nach Befragung Einheimischer als Scheibenwischwaschwasser-Problem entpuppte. Da mir nur nebulös klar ist, was bei einem Motor alles zu checken ist, frage ich einen fachkundigen Kollegen, der mir die Sache mit dem Öl und dem Wasser zeigt. Der Wasserstand ist ganz schön niedrig, also muss ich wohl Forstschutz kaufen. 'Für was für ein Auto denn?', fragt der eifrige Verkäufer. Ich ahne, dass 'rot', nicht die richtige Antwort ist und sage überzeugt etwas von einem älteren Toyota. Hm, eigentlich war es 'Subaru', aber das macht wohl keinen Unterschied!? Auf jeden Fall schluckt das Auto brav den Frostschutz, die Lampe verlischt und nach ausgiebigen Studium der Gebrauchsanleitung, verstehe ich sogar den Tankverschluss. Die Beziehung zwischen mir und dem Auto verbessert sich schlagartig, bis es am vorletzten Tag einfach gar nicht mehr anspringt. Da es das auf dem Hof tut und nur die Batterie das Problem ist (für die ich nun wirklich nichts kann), sei ihm hiermit verziehen!

11.2011-01.2012: VERSINKEN WIR IM SCHLAMM ODER GIBT ES DOCH EINE SONNE?

Ungläubig studiere ich wieder und wieder die GEOMAR-Institutsseite, auf der stetig Messwerte der solaren Einstrahlung angegeben werden: über Tage haben wir mittags eine maximale Sonneneinstrahlung von nur 30 W/m^2! Ohne Wolken sollten das gerade mind. 300 W/m^2 sein. Ich hatte tatsächlich zeitweise vergessen, wie grau der Kieler Winter sein kann!

1.-30.09.2011: DER SOMMER VERRINNT

6.-19.08.2011: EIN PAAR SONNENSTRAHLEN

4.-21.07.2011: WO IST DER SOMMER?

1.-30.06.2011: AHOI

Juhu - ich habe an einem schwimmfähigen Ruderboot mitgebaut. Ob mich das für mein Boot weiterbringt?

31.03.2011: KIEL

So manche Email trudelt nun doch bei mir ein, wo ich denn stecke. Ich bin momentan eine Exauswanderin in der Rückgewöhnungsphase, was unwesentlich einfacher ist als die Auswanderungsphase. Das Ankunftswetter: typisches Kieler grau in grau. Langsam wird es besser.....

19.02.2011: SCHLITTSCHUHVERGNÜGEN

11.02.2011: RYANAIR

Wer oft im Winter fliegt, hat laut Wahrscheinlichkeitsrechnung nicht immer Glück und dieses Mal ist es auf meinen geplanten Flug nach Kiel soweit: starker Schneefall macht das Starten und Landen in Stockholm Skavsta unmöglich. Kein Problem - laut Ryanair - und alle Fluggäste werden nach einer einstündigen Wartezeit in einen Bus nach Arlanda, dem 'richtigen' Flughafen von Stockholm verfrachtet. Normalerweise dauert die Fahrt in den Norden der Stadt 2:30 Stunden, aber wir brauchen heute eine Stunde länger, weil der schwere Bus bei diesen Wetterverhältnissen keine Steigungen von schätzungsweise mehr als 5% schafft. Er rutscht mitten im Berufsverkehr lustig rückwärts die Berge wieder runter (hat er keine Spikes?). Zum Glück lassen wir dabei - bis auf ein Verkehrsschild - alles heil.

In Arlanda angekommen, kaufe ich mir (welch Eingebung!) noch ganz schnell eine Tüte Chips und Selter, bevor es in den Flieger geht, der angeblich um 20:00 Uhr starten soll. Auf dem Weg zum Gate erhasche ich einen Blick aus dem Fenster und sehe schwarz: das einzige Flugzeug, das sich auf dem Rollfeld bewegt wird von ca. 20 Räumfahrzeugen eskortiert. Und das will Ryanair von meinen Flugkosten 20,- Euro zahlen? Vielleicht ja schon, aber kaum dass wir sitzen, heißt es, wir müssten leider noch ganz kurz auf die Enteisung warten. Ca. 2 Stunden später kommt dann die Information, dass sich leider noch 24 Flugzeuge vor uns in der Warteschlange befänden und wir doch lieber wieder aussteigen und im Terminal warten sollten. Dort gäbe es etwas zu Essen zu kaufen. Gute Idee! Meine Selter ist längst leer und die Chips halten sicher auch nicht mehr lange vor. Dann heißt es für weitere 3 Stunden, dass leider kein Personal verfügbar wäre, uns die Türen des Flughafens zu öffnen, da alle Flughafenangestellten schwer damit beschäftigt sein, den wartenden Flugzeugen den Start zu ermöglichen. Wie auch immer - die Flugzeugtüren bleiben zu und wir gefangen. Die Frau hinter mir hat Platzangst und fängt irgendwann an zu hyperventilieren. Kurz darauf stürzt die Kabinencrew vollkommen panisch durch das Flugzeug. Das tut der hyperventilierenden Frau nicht gut und mir übrigens auch nicht. Feuer? Nein, ein Fluggast mit Diabetis und Herzproblemen ist kollabiert und die schweren Flaschen in den Händen der Crew sind keine Feuerlöscher sondern Sauerstoffflaschen.... Nach ca. 1/2 Stunde kommt ein Krankentransport und ein Arzt. Der Abtransport führt über das Rollfeld, für dessen Überquerung wir keine Genehmigung haben. Also bleibt der Rest der Fluggäste weiterhin im Flugzeug gefangen. Der Stimmung an Bord hat der Vorfall nicht gerade gut getan. Jetzt kommt aber immerhin eine der Stewardessen auf die Idee aufgrund der vielen Anfragen Wasser zu verteilen. Da für solche Fälle keine Selter vorgesehen ist, kocht sie Arme winzige Portionen Tankwasser in ihrem winzigen Wasserkocher ab. Nach 5 Stunden nahrungsloser Gefangenschaft im Flugzeug und 10 Stunden Verspätung will Ryanair endlich aufgeben und die Zentrale in Dublin beschließt, den Flug zu streichen. Na endlich! Allerdings kommt 10 Minuten später der Widerruf - nein, es würde nun doch noch nach Münster gehen (Münster ist der einzige Flughafen in Norddeutschland, der um diese Zeit noch auf ist). Nun ist Münster für mich sowas wie ein Unwort (seit Yasi dort weggezogen ist, habe ich mir geschworen da nie wieder hinzufahren) und überhaupt bin ich vollkommen am Ende. Also nutze ich das großzügige Angebot von Ryanair, dass es erlaubt, das Flugzeug zu verlassen, wenn man nicht nach Münster möchte. Es dauert nochmal eine Stunde, bis wirklich mal ein Flughafenangestellter kommt und die Öffnung der Türen ermöglicht. Ich verlasse mit einer Reihe von anderen Fluggästen fluchtartig das Flugzeug. Ich glaube, damit hat die Crew jeglichen Überblick verloren, wer sich noch an Bord befindet, aber das soll mir nun wirklich egal sein.
Draußen angekommen, wird mir die Absurdität der Situation erst wirklich klar. Falls hier wirklich noch jemand fieberhaft daran arbeitet, irgendwelche Flieger in die Luft zu bringen (was ich stark bezweifle), dann jedenfalls nicht in diesem Teil des Flughafens. Alles ist menschenleer und unser Türöffner sieht aus, als hätte er gerade mühsam das Bett verlassen. Ihn anzusprechen traut sich, trotz der allgemeinen Orientierungslosigkeit, niemand. Auf dem Rollfeld ist ebenfalls kein Leben zu erkennen und der Schnee wirbelt immer dichter. Ich weiß, dass sich das Wetter morgen noch mehr verschlechtern soll und ich beglückwünsche mich kurz, nicht mehr in dem hoffnungslosen Flugzeug zu sitzen. Trotzdem drücke ich aber meinen ehemaligen Mitreisenden die Daumen und hoffe inständig, dass der Pilot besser mit Nahrung versorgt wurde als ich. Gleichzeitig weiß ich natürlich genau, dass meine Lage hier auch nicht gerade rosig ist: Als Billigflieger übernimmt Ryanair keine Haftung für irgendetwas und kümmert sich um nichts. Nach Norrköping komme ich heute sicher nicht mehr und die Hoffnung darauf bald irgendetwas Essbares zu bekommen, kann ich auch begraben. Allenfalls schaffe ich es wohl noch nach Stockholm. Und dann?

Eine Gruppe von Frauen telefoniert ratlos nach Taxi und Hotel. Beides scheint um diese Zeit nicht mehr verfügbar oder ausgebucht. Um es kurz zu machen, im Endeffekt habe ich Glück und treffen einen hilfsbereiten jungen Mann, der mir mit seinem Superhandy Jugendherbergstelefonnummern raussucht und mir den noch fahrenden Zug zum Stockholmer Hauptbahnhof zeigt. Überraschenderweise ist die Nummer, die ich vollkommen willkürlich wähle, nicht ausgebucht und ich kann mir ruhig Zeit lassen: Die Herberge sei die ganze Nacht besetzt. Zufällig habe ich dabei sogar das tolle Jugendherbergsschiff direkt neben dem Museum für moderne Kunst erwischt. Dort falle ich gegen 3:00 Uhr überglücklich in die Koje und besuche am nächsten Tag noch das Kunstmuseum, bevor ich mich auf den Stockholmer Bahnhof begebe, der ebenfalls im Chaos versinkt. Die meisten Züge wurden gestrichen und die Menschentraube im und um den Bahnhof ist einfach unglaublich. Müßig zu erwähnen, dass ein bahnhofsnaher Sitzplatz in einem Cafe reine Illusion ist. Sorry, ich kann nicht mehr! Also kaufe ich das erst mögliche Ticket für einen Zug in 3 Stunden, der, wenn überhaupt, vermutlich in 5-6 fahren wird, und setze mich in den falschen Zug, der sofort abfährt. Den dummen Ausländer mimen bliebt mir erspart, denn der Kontrolleur ignoriert die falsche Uhrzeit auf dem Ticket gnädig. Uff! Meine Reise von Norrköping nach Norrköping hat tatsächlich an die 36 Stunden gedauert und es hätten leicht noch viele viele mehr werden können.

05.02.2011: DER COUNTDOWN LÄUFT

Langsam bricht die Zeit an, in der jeder Schritt mit leichter Wehmut erfüllt ist. Tatsächlich habe ich so viele tolle Leute kennengelernt, wie ich mir am Anfang nie hätte träumen lassen. Meine klägliche schwedische Restfreizeit verbringe ich zum Großteil mit Formularen (Steueramt, Vermietung, Institutsverwaltung etc.): 'Wann werden sie das Land verlassen? Wo werden sie in Deutschland wohnen? Telefonnummer? Wir lautet ihre Steuernummer? Wann und wie lange werden sie sich beruflich wieder in Schweden aufhalten?'

Lieber Amtsschimmel, ich habe keine Ahnung!

30.01.2011: EISZEIT

16.01.2011: MÄRCHEN ADE?

Es taut und das passt ein wenig zur Stimmung: ab 1. März werde ich zumindest teilweise wieder in Kiel arbeiten. Ich freue mich riesig auf meine Freunde, aber viele(s) werde ich sicher schmerzlich vermissen!!

15.01.2011: MÄRCHENWALD

01.01.2011: FROHES NEUES JAHR!

13.12.2010: ST. LUCIA

Wie es die Mittelmeerheilige letztendlich nach Schweden geschafft hat, ist und bleibt mir unklar. Jedenfalls ist der Brauch, am 13. Dezember das Luciafest zu feiern, uralt und Lucia in der Regel strohblond. Heute lauscht man vermutlich in ganz Schweden in der Frühstückspause bei der Arbeit einer Schulklasse, die die klassischen Lieder vorträgt - vornean Lucia mit Kerzenkranz im Haar. Dazu gibt es gelbliches Safrangebäck - immer, überall und jedes Jahr wieder.
Ansonsten finde ich die Vorweihnachtszeit angenehm 'unweihnachtlich'. Es gibt nur eine Sorte Schokoweihnachtsmänner, die vollkommen unauffällig neben dem Süßigkeitenregal stehen, und die Supermärkte und Geschäfte sind tatsächlich frei von 'Weihnachtsbeschallung'. So erinnern an Weihnachten einzig die alte Fabrik, deren 4 Schornsteine zu riesigen Adventskerzen umgewandelt wurden, und der malerische Schnee, der inzwischen so viel geworden ist, dass er mit Lastwagen aus der Stadt gefahren wird.

21.11.2010: SCHNEECHAOS

Die Zeit steht still, es ist Chaos. Haben schon die letzten Tage Kälte und Schnee das Lebenstempo deutlich verlangsamt (warm einpacken, Leihauto suchen, Leihauto von Schnee und Eis befreien, langsam zum Pferd schleichen, das Pferd im Tiefschnee suchen und finden, Spikes unter die Hufe schrauben....), so geht jetzt nichts mehr. Die Geräusche sind gedämpft, die Autos weitgehend lahmgelegt und die Skier tatsächlich das sinnvollste Verkehrsmittel. Das Hauptproblem der ja eigentlich schneeerfahrenen Schweden ist heute der Wind (der Schnee bleibt einfach nicht da, wo man ihn eben gerade noch hingelegt hat - Schleswig-Holsteiner wissen das, haben aber auch keine Lösung für das Problem)! Die meisten Menschen sind genervt, der normale Rhythmus ist gestört. Keine Ahnung, wie es mir nach 10 Jahren Schweden gehen würde. Momentan finde ich das Chaos noch 'exotisch'. Dazu gibt es einen verträumten Kaffee in der französischen Bäckerei - mir gefällt es!

08.11.2010: DIE WEITEREN AUSSICHTEN

Es ist Anfang November und das SMHI hat allen Ernstes für heute eine Schneewarnung rausgegeben. Sonnenuntergang ist um 15:49, Nachtfrost ist nicht die Ausnahme sondern die Regel. Das Gute daran: Pearli ist winterfest verpackt und es ist selbst im November fast täglich sonnig.

06.11.2010: ALLES HEIL WAIDMANN?

Inzwischen reite ich nun doch wieder und aufgetan hat es Katarina, meine Mitreiterin aus dem Sommer. Der Islandpferdehof ist in der Mitte vom 'Nirgendwo' - sprich inmitten der unendlichen schwedischen Wälder. Das bedeutet 'schwieriges Hinkommen' einerseits und 'Idylle pur' andererseits. Zur Zeit wird die Idylle etwas getrübt. Es ist Jagdsaison! Unsere schwedischen Mitreiterinnen scheint das wenig zu schrecken und sie meinen, in dem nördlichen Waldteil wären fast nie Jäger. Also trauen auch Katarina und ich uns auf die schmalen, verwunschene Pfade durchs Dickicht. Nach ca. 1/2 Stunde treffen wir auf eine Straße und - oje- auf die Rückseite eines großen Warnschildes mit der Aufschrift 'Vorsicht - Jagd'. Dumm ist, das wir den geplanten Rundweg nicht finden und an dem Schild vorbei zurück ins Dickicht müssen. Der Unterschied zu vorher ist nur, dass wir nun genau wissen, dass im nördlichen Waldteil sehr wohl Jäger sein können. Natürlich kommen uns alle Geschichten von Jägern, die angeblich alles mögliche mit einem Wildschwein verwechselt haben, in den Sinn. Klar - ich habe eine Bauarbeiterweste, mein Pferd ist eher kuh- und nicht gerade elchfarben und eine Stirnlampe habe ich auch noch. Trotzdem - es ist fast 16:00 Uhr und wird langsam dämmrig, was unsere Nerven nicht beruhigt. Also verscheuchen wir alles Wild durch Schreien und Singen so gut wir können. Falls ein Jäger anwesend war, ist der nun sicher schwer genervt. Aber immerhin erreichen wir heilfroh und unerschossen die Straße. Den Rest der Jagdsaison werden wir wohl zur Schonung unserer Nerven auf idyllische Waldwege verzichten.

DIENSTLICHES REISEN

9 Stunden fliegen und keine Palmen beim Aussteigen!? Ja, genau - es kann sich nur um eine Dienstreise handeln. Nach diversen nervigen Einreiseformularen, Fingerabdrücken, Augenfotos, Nacktscanner und Befragungen bin ich am Ende aber tatsächlich in den USA und betrete Woods Hole (sowas wie das "Mekka" der Ozeanografie).

09.10.2010: HERBST....

29.08.2010: Bullerbü?

27.08.2010: GEFÄHRLICHE WILDTIERE!?

Nachdem ich stundenlang im Internet geforscht habe und Heiner einen langen Vortrag über die Gefährlichkeit von Bullen gehalten habe, hat mir heute der Forschungsbreichsleiter u.a. dieses Bild weitergeleitet und meinen Vortrag damit in sekundenschnelle zunichte gemacht. Ich habe wohl dem Bewohner der Bulleninsel gegenüber das SMHI erwähnt und dieser hat meinen Arbeitgeber kurzerhand angemailt, um uns ausfindig zu machen. Lustigerweise ist der gute Mann auch noch Bootshistoriker und damit glaube ich nun endgültig, dass alte Holzboote mein Karma sind. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit unter den etwa 100 000 ostschwedischen Schären genau die eine auszuwählen, auf der ein Bootshistoriker wohnt, der Kontakt zur schwedischen Koggenscene hat?

09.-22.08.2010: HARSTENA II

Meinen letzten Urlaubsteil widme ich, zusammen mit Heiner, der Pearl - dem ewigen Sorgenkind für diese Saison. Die neue Planke hat nochmal tüchtig 'nachgearbeitet' und das Schiff ist auch nicht trockener als letztes Jahr (das würde nochmal Arbeit erfordern auf die ich jetzt, mitten in der Segelsaison wenig Lust habe). Immerhin hat sie sich in der Woche meiner Abwesenheit jedoch (fast) selbstständig über Wasser gehalten und wir riskieren einen 14-tägigen Urlaubstörn kreuz und quer durch die Schären mit angestrebten Endziel 'Harstena'. Um den Stress des Wasserschöpfens zu verringern, klebe ich die Problemstelle mit 'Gaffa' (=Klebeband) ab und los geht es...... Von den schwedischen Mitseglern ernten wir, trotz Klebeband, in der Regel Bewunderung und Interesse. Manchmal gibt es auch Belustigung darüber, dass wir mit einem so winzigen Holzboot und dann auch noch ohne Motor unterwegs sind. Jedenfalls ergeben sich trotz schwedischer Zurückhaltung viele nette Gespräche.
Jollen unterwegs scheint es quasi nicht zu geben und folglich kommen wir in der Gebührenordnung der Häfen auch gar nicht vor. Es gibt, typische schwedisch und schön einfach, Einheitspreise für alle Boote. Was für die hier üblichen Megayachten ein Schnäppchen ist, ist für ein 5m Bötchen ganz schön hochgegriffen. Im Gegenzug beschwert sich aber auch niemand über unser, in der Regel mitten auf dem Steg aufgebautes Zusatzzelt, was den Reisekomfort enorm erhöht. Platz genug gibt es auch immer, denn die Häfen sind jetzt, in der Nachsaison (!) sowieso mehr als leer. Außerdem gibt es mehr als genug Ankerbuchten und der Aufenthalt in Häfen ist Luxus, den wir uns vor allem gönnen um uns nach einem windigen Segeltag ein fix und fertiges Abendessen servieren zu lassen - oder zumindest einen Morgenkaffee mit reichlich Milch. Die zweite Nacht, machen wir nach windiger Rauschefahrt an einem Privatsteg fest. Außerhalb der Ferienzeit, mitten in der Woche bei mittlerem Wetter fühlen wir uns recht sicher, dass niemand Ansprüche auf den leeren Anlegesteg erheben wird. Ziemlich verblüfft hören wir nach einer Weile doch Stimmen. Der nette Schwede mit seiner Enkeltochter ist auf der anderen Seite der Insel angelandet. Er bewundert unser Boot und erlaubt uns gerne zu bleiben. Allerdings meinte er recht beiläufig, dass es sicherer wäre im Vorgarten eines zur Zeit leerstehenden Hauses zu campen. Kurz nachdem wir uns zur Ruhe gebettet haben, klärt sich auf warum: die Erde bebt und als wir erschrocken zum Zaun rennen, gucken uns 3 stattliche Bullen entgegen. Ich kontrolliere ein paar Mal die Gartenzauntür uns schlafe nur medium gut. Letztendlich haben wir kein Problem: Die Bullen sind angeblich zahm (jaja - der will doch nur spielen?) und - viel wichtiger - finden uns zum Glück nichtmal medium interessant. Jedenfalls schaffen wir es am nächsten Morgen unbehelligt wieder zum Boot. Trotzdem gibt es auf der Reise immer wieder Nervenkitzel. Kreuzen durch Insel- und Steinlabyrinthe und giftige Schauerböen aus unvorhersehbaren Richtungen lassen uns unsere abendliche Weltumsegelungsliteratur (Wilfried Ermann) viel näher erscheinen. Der Endspurt sind 20 Meilen im recht engen Fahrwasser von 'Braaviken' gegen den Wind, d.h. im Schnitt alle 5 Minuten eine Wende und das 100 Mal am Tag. Wir sind stolz und glücklich als wir wieder in Norrköping ankommen - und ein bisschen wehmütig natürlich - schon vorbei.............

01.-08.08.2010: UNTERWEGS IM MOSKITO-LAND

Lappland klingt für meine Ohren irgendwie exotisch und ganz sicher sehenswert. Als mich also eine Kollegin fragt, ob ich Lust auf einen gemeinsamen Wanderritt im hohen Norden des Landes habe, stimme ich (auf Reitentzug, da die Araberstute sich als rückenkrank herausgestellt hat) begeistert zu. Mit den aus dem südlich gelegenen Island importierten Minipferden geht es für eine Woche hoch ins Fjell und ich bin, ehrlich gesagt, heilfroh nicht selber laufen zu müssen. Das Gelände ist um Längen unwegsamer als ich mir das so vorgestellt habe: Steine, Morast und kleine Flussläufe dominieren und nur ab und zu gibt es ebene Flächen für einen zügigen Galopp. Außerdem gibt es, sobald es wieder abwärts geht und man sich der Baumgrenze nähert, um Längen mehr Mücken als ich mir das so vorgestellt habe - und das, obwohl wir extra im eher mückenarmen Monat 'August' unterwegs sind. Trotzdem stimmt mein Klischee - Lappland ist irgendwie exotisch und ganz sicher sehenswert. Bunt blühende Blumen und neugierige Renntiere lassen mich die Mücken, sofort vergessen. Mehrfach kreuzen wir den berühmten 'Kungsleden', die 'Autobahn' für Wanderer. Einen anderen Menschen treffen wir trotzdem nie und unsere Reitgruppe sind 4 winzige Punkte in der ewig weiten Bergwelt.....

25.07.2010: HARSTENA

06.07.2010: DIE PROBE AUFS EXEMPEL

Zurück in Schweden, wartet die Pearl sehnsüchtig darauf, endlich zu Wasser gelassen zu werden. Zwar habe ich vor meiner Abfahrt, bei einer abschließenden Lackieraktion in der Dämmerung, noch unbeabsichtigt den vermutlich größten Mückenfänger Schwedens produziert, doch auf derartige Schönheitsfehler kann jetzt keine Rücksicht mehr genommen werden: die Pearl trocknet in der heißen Schwedensonne immer mehr aus und in Kürze wird auch die letzte verfügbare Anhängerkupplung samt nettem Helfer in den Urlaub verschwunden sein. Der neuen Planke steht also die erste Wässerung unmittelbar bevor und ich bin zugegebenermaßen ziemlich nervös.
Letztendlich macht mich der gefürchtete Termin erstmal jedoch auch nicht schlauer: Erwartungsgemäß fließen nach der heißen Sonne in Ralfs Garten und der mangelnden Zeit zum Vorwässern erstmal Unmengen Wasser ins Boot und eine Diagnose der Ursache ist in diesem Zustand unmöglich. Mir bleibt nur Wasserschöpfen und Hoffen. Es dauert Tage, bis ich halbwegs sicher sein kann, dass mein Schiffchen auch diesen Sommer zum Segeln geeignet sein wird. Immerhin - inzwischen hat sich sogar schon der erste Passagier and Bord getraut....

30.06.2010: URLAUB II

21.06.2010: URLAUB I

07.06.2010: SFI - DAS FINALE

Etwas überrascht erhalte ich kurz vor Beginn der Urlaubssaison eine Einladung zum Schwedischabschlusstest. Ich bin zugegebenermaßen verunsichert, denn nach einer einzigen Schwedischstunde im Fortgeschrittenenkurs, fühle ich mich keineswegs für alle Situationen auf Schwedisch gewappnet. Ich bin eigentlich fest entschlossen durchzufallen, damit ich weiterlernen kann, bis mir (5 Minuten vor Prüfungsbeginn) ein Italiener versichert, dass das nicht nötig wäre, da man sich für weiterführende Kurse bei 'KOMVUX' bewerben könne. Überraschenderweise soll die Prüfung 3 Stunden dauern - statt der von mir erwarteten 20 Minuten - und die Stimmung ist ähnlich einer Abiturprüfung. Da ich eben noch absichtlich durchfallen wollte, kommt mir die ganze Situation ziemlich absurd vor. Ich erfahre aber hinterher, dass die Prüfung für manche Leute, aus jobtechnischen Gründen, tatsächlich wichtig war. Ich kann es, zum Glück, locker sehen und bin gegen Prüfungsende vor allem sehr hungrig. Wider Erwarten verkündet mir eine strahlende Lehrerin eine Woche später, dass ich bestanden hätte. Ich weiß immer noch nicht so recht, was ich davon halten soll, aber die nächsten 2 Monate ist das erstmal egal: ab Midsommer 'liegt Schweden brach'. Wenn irgend möglich, wird die Arbeit niedergelegt und die Stadt verlassen. Schwedischkurse finden in dieser Zeit ganz bestimmt nicht statt.......

13.06.2010: TIVEDEN

07.06.2010: EIN SCHIFF ÜBERLEBT

Der eher dramatische Titel der Geschichte lässt meine Sorgen und Ängste der letzten Wochen erahnen. Ich habe schon zu viel Arbeit und Emotionen in die Pearl gesteckt, als dass mir ihre faulige Planke egal wäre. Die diversen Umfragen und 'Plankenausbau-Kochrezepte' bringen mich jedoch der Frage nicht näher, ob es naiv ist, es alleine zu zweit zu versuchen oder eben nicht. Die Gefühlslage schwankt zwischen Zuversicht und der völligen Gewissheit des Scheiterns.
Die Realität ist dann letztendlich viel weniger dramatisch. Wollte ich ursprünglich von 'dem OP-Termin' berichten, zieht sich die Reparatur in Wahrheit über viele Tage/Wochen hin - mit diversen kleinen Höhen und Tiefen. Der Plankenausbau und das Einpassen erledigen sich in Zeitlupe - unterbrochen von endlosen Erörterungen, welches Holzteil wie behandelt werden muss. Niete um Niete, Hammerschlag um Hammerschlag nähern wir uns schließlich dem Ziel - ein Stelle ist super gelungen, an der nächsten ist ein Spalt von 2mm. Stört das? Oder ist der vielleicht sogar nötig, wenn das Holz dann im Wasser aufquillt? Der Schwimmtest steht noch aus, aber letztendlich würde ich sagen 'wir haben es geschafft'!! Etwas bange (hält das alles wirklich?), aber stolz setzten wir heute die letzte Niete. Mit etwas Glück kann die Black Pearl am Wochenende in See stechen.

16.05.2010: MEIN NEUER FREUND 'ALVAR'

Tatsächlich ist Norrköping schon seit einigen Wochen nachtfrostfrei und so komme ich nicht umhin, mich endlich der Pearl zu widmen. Leider haben sich ihre Gesundheitsprobleme durch Ignorieren nicht gebessert und gewappnet mit theoretischen Anleitungen aus Kiel und Kassel und dem Sägetalent Heiner an der Seite, fühle ich mich fast gewappnet, eine Planke auszutauschen. Aber erstmal mache ich mich auf die Jagd nach Material. Meine Suche nach einem geeigneten Mahagonibrett führt mich schließlich zu Alvar.
Alvar hat eine kleine Bootswerft in Fahrradentfernung. Auch wenn auf seiner Internetseite nur große Motoren und viel Plastik abgebildet sind, geht das Gerücht, er könne mir sicher auch eine Mahagoniplanke verkaufen. Also radel ich eines schönen Tages zu 'Alvarbåtar', dem zur Werft gehörigen Shop. Im besten Schwedisch trage ich mein Anliegen vor, aber die Verkäufer sind ratlos und meinen, eine so schwerwiegende Entscheidung könne nur Alvar persönlich treffen. Leider müsse ich dafür warten, dann er hätte ein neues Auto und wäre auf unbestimmte Zeit auf Spritztour. Ich werde mit viel Kaffee und Keksen ca. 1 Stunde bei Laune gehalten und male mir derweil Alvar als energiegeladenen, testosteronstrotzenden Jungspund aus. So erkenne ich ihn zuerst nicht als er dann schließlich wirklich den Laden betritt, denn geschätzt ist Alvar mindestens 70. Glücklicherweise entpuppt sich Alvar als alter Holzbootfan, der ziemlich genervt von den zahlreichen Plastikbooten in seinem Leben ist, und verspricht, die gewünschte Planke zu besorgen. Juhu!

03.05.2010: 'SFI II'

Endlich! Ich bin befördert worden und komme in einen höheren Schwedischkurs! Statt Bildergeschichten gibt es nun richtige Texte! Aber erstmal kommt Grammatik. Wir sollen die Zeiten und Verbformen lernen.

Beispielsatz 1:

'Als Anders gebadet hatte und ins Kino gehen wollte, rief das Krankenhaus an und erzählte, dass seine Mutter gestorben sei'.

Öh.....
Beispielsatz 2-...:

'Er wusste nicht, dass er operiert werden sollte.', 'Antje berichtete, dass ihr Elternhaus auf einer Auktion verkauft werden soll', 'Wir hätten nie gedacht, dass sie krank werden würde', etc.

Ähnlich positiv geht es eine geschlagene halbe Stunde weiter bis wir endlich zum ersehnten Text kommen. Selbigen verstehe ich zwar mühelos, aber ich bin etwas unschlüssig, ob ich den nun besser fand als die Bildergeschichten. Es geht um einem Mann, der in einen See springt, der leider ganz schön flach ist. Am Ende landet er im Krankenhaus, muss dort seine Hochzeit feiern und wird für immer schwerbehindert bleiben. Ich finde den Text für eine Sprachkurs so absurd, dass ich mit einem Lachkrampf kämpfe, während die Schwedischlehrerin tief betroffen in die Runde guckt. Letztendlich müssen wir den ganzen Spaß 5x lesen um wahlweise Substantive, Adjektive, Verben im Futur etc. zu unterstreichen. Uff! Gut dass Robinson auch befördert wurde, sonst würde ich diesen Kurs wohl genauso wenig durchstehen wie den ersten...............

01.05.2010: Spring II

Ich Naivling bin ganz schön früh in den Frühling gesprungen. Die Schweden tun erst jetzt ihre Hoffnung auf baldige Erwärmung kund, indem sie überall Maifeuer entzünden. Sie werden es wissen, denn immerhin wohnen sie hier schon viel länger als ich. Und ja, es gibt immernoch Nachtfrost!

04.04.2010: SPRING!

26.03.2010: 1 JAHR!

Genau heute vor einem Jahr bin ich mit wenig Motivation, halb krank und übermüdet im Schneesturm in Norrköping angekommen. Seitdem ist ganz schön viel passiert. Zur Feier des Tages gibt es Pizza und Besuch!

23.03.2010: BEWERBUNGSGESPRÄCHE

Ich finde, die pferdelose Zeit muss ein Ende haben! Nachdem Tyrones Besitzer sich in hartnäckiges Schweigen hüllen, bewerbe ich mich neu. Mein erstes Vorstellungsgespräch führt mich zu Elmgrem, einem laut Internet 'gehfreudigen Pferd in Stadtnähe'. Als ich ankomme, steht Elmgrem schon gesattelt und getrenst bereit und ich muss zugeben, dass sich mein Magen etwas verkrampft. Leider habe ich das schwedischen Wort für 'großrahmig' nicht verstanden und die Kombination 1,90 m Rückenhöhe zusammen mit dem Wort 'gehfreudig' hätte ich mir freiwillig niemals ausgesucht. Ich schaffe es einen muskelkaterträchtigen Ausritt zu überleben und breche damit meinen persönlichen Pferde-Höhenrekord.
Auf lange Sicht hätte ich es aber doch gerne etwas handlicher! Nach kurzer Tingelei durch Norrköpings erstaunlich einheitlich organisierte Pferdeställe lande ich bei der wirklich sehr handlichen 'Lady', einem klugen, wendigen Pferdchen mit viel Vollblutanteil - entzückend, aber für meine langen Beine vielleicht doch etwas zu 'handlich'? Bei meinem ersten Reitversuch, begutachte ich uns also ausführlich im Reithallenspiegel und befinde unsere Kombination für 'optisch zulässig'. Ich denke, bei ihrer Größe kann ich Gehfreudigkeit und Hibbeligkeit noch getrost als 'süß' empfinden und hoffe nun, dass ich von der Besitzerin ebenfalls für 'zulässig' befunden werde. (Ich werde, doch leider lahmt Lady die Woche drauf aus unbekanntem Grund.)

18.03.2010: TAUWETTER

08.03.2010: 'SFI'

Um nicht gänzlich zur ewigen Sprachlosigkeit verdammt zu sein, verbringe ich meine Montagabende üblicherweise beim 'SFI' (=Schwedisch für Einwanderer), einem Sprachkurs in der Innenstadt. Das wirklich Gute daran ist, dass der Kurs für jeden Schwedeneinwanderer umsonst ist, das wirklich Schlechte daran ist, dass man sich darin in der Regel zu Tode langweilt und der Lernerfolg homöopatisch ist. Jeder Lehrer schein beseelt von der Angst, man könnte überfordert und damit frustriert werden und so befinde ich mich nach wie vor auf dem Niveau von Bildergeschichten, in denen wahlweise Per, Pia oder Berit, um 8:00 oder um 7:00 oder um 8:30 aufstehen, frühstücken und zur Arbeit fahren. Nach eingehender Betrachtung der Bilder folgt i.d.R. eine hoch interessante Gruppendiskussion, wann Per morgens aufsteht und ob er früher aufsteht als Berit. Das ist immer wieder eine gute Gelegenheit, die Uhrzeiten nochmal zu erklären, wobei Komplikationen - wie 8:20 oder 7:45 - meist vermieden werden. Ab und zu wird ein Test geschrieben, dessen Sinn ich bis heute nicht durchschaue. In der Regel rücken alle Teilnehmer zusammen ein Niveau auf. Ab und zu kommen neue Teilnehmer hinzu und gruppendynamisch korrekt starten wir dann alle gemeinsam wieder auf Niveau 'Null'. Zum Glück ist Robinson, mein französischer Kollege, mit von der Partie. Seine Anwesenheit erhöht zwar sicher nicht meinen Lernerfolg, dafür aber den Spaßfaktor ungemein. Und um unsere Motivation nicht etwa zu gefährden und uns beim Lernen zu frustrieren, hindert uns immerhin niemand daran, geschlagene 2 1/2 Stunden lang Quatsch zu machen.

10-14.02.2010: BORN TO RUN....

Ein einziges Mittagessen mit vielen Schweden mit schwärmerischen Gesichtern reicht, mich zu überzeugen, dass man sich dringend mal den Norden Schwedens anschauen sollte. Allerdings ist Schweden unerwartet groß und in einer Nacht mit dem Nachtzug erreicht man gerade mal die Mitte. Da mir von allen Seiten versichert wird, dass es dort auch schon wunderschön wäre, buche ich kurzerhand eine Zugfahrt und damit sich die Sache auch lohnt, noch eine Schnuppertour mit Schlittenhunden obendrauf. Nach einer strapaziösen Nacht (ich bin arg erkältet) mit unhandlichen Skiern in einem endlos verspäteten Nachtzug, erwachen Heiner und ich etwas enttäuscht: Es sieht genau so aus wie in Norrköping, nur dass die Busse seltener fahren und wir wieder endlos im kalten 'Nirgendwo' auf den Anschluss warten.
Richtung Westen wird es dann noch einsamer, aber zum Glück kommen auch endlich die von der Landkarte versprochenen Berge in Sicht. Beim Anblick der Schlittenhunde am nächsten Tag, ist meine Erkältung sofort verschwunden und statt dessen macht sich Adrenalin breit. Ich hatte mir die Sache vorgestellt wie eine Pferdeanfängertour und gedacht, man würde sich in geringem Tempo ein bisschen durch den Wald bewegen. Was mir nicht klar war, war dass das mit dem geringen Tempo bei Schlittenhunden so eine Sache ist: Sobald die Tiere angeschirrt sind, wollen sie rennen und halten nur an, wenn es unbedingt nötig ist. Daher muss man in den Pausen den Schlitten an einem möglichst stabilen Baum anbinden und die oberste Regel ist, dass man den Schlitten niemals loslassen darf, weil die Gefahr groß ist, dass die Hund einfach damit weglaufen. Vom Schlitten fallen ist also auch keine gute Idee... Es geht also nicht im Schritttempo durch die zauberhafte Bergwelt von Jämtland, sondern 30km in vollem Tempo! Supertoll!

10.02.2010: UNGEAHNTE GEFAHR?

12.02.2010: PFERDELOSE ZEITEN?

Tyrones Umzug macht mir zu schaffen und sein neues Heim behagt mir und ganz besonders ihm gar nicht. Der versprochene Boxnachbar kommt nie und so starrt das arme Tier täglich 20 Stunden die Wand an. Seine Laune ist entsprechend, doch wer kann es ihm verübeln? Ich muss ihn jetzt 2x wöchentlich gegen all meine Überzeugungen in einen fensterlosen Kasten sperren. Schweren Herzens kündige ich die Reitbeteiligung, sofern sich die Umstände nicht ändern. Natürlich hoffe ich insgeheim, dass ich zurückgeholt werde und Tyrone eine neue Box bekommt. Die Sache lässt sich auch relativ gut an und ich habe eine Woche nach der Kündigung ein langes, nettes Treffen mit Kimberlys Vater. Seitdem herrscht jedoch Funkstille und ich muss mich wohl langsam mit dem Gedanken anfreunden, dass aus meinem tollen Plan vielleicht doch nichts wird........... Jammerschade!!!

26.01.2010: 14 km!!!

Für Schlittschuhanfänger ist immernoch der Götakanal zwischen Söderköping um Mem (=5km) schneebefreit und Heiner und ich üben eifrig um eines Tages vielleicht mit den Schweden mithalten zu können. Die sportliche Variante der 'Eingeborenen' schafft an einem Tag locker 20-30km und es werden nette Gruppentouren über einsame Seen angeboten, auf die wir uns alleine niemals trauen würden. Allerdings ist Schlittschuhlaufen in Norddeutschland ja nicht gerade die Königsdisziplin und meine Schlittschuhe langen mehrere Jahre im Schrank und haben auf bessere Zeiten gewartet. Entsprechend wackelig fallen die ersten Meter aus und nach etwa 100m bin ich überzeugt, dass man vermutlich hier geboren sein muss, um 20km am Stück zu schaffen. Dann macht Übung aber doch überraschend schnell den Meister und wir schaffen auf Anhieb 6km. Noch ist der Preis allerdings hoch und wir kriechen direkt vom Eis ins Bett und sind erst nach 2 Stunden wieder in der Lage in die Küche zu gehen, um Tee zu kochen - humpelnderweise mit viel Muskelschmerzen. Inzwischen habe ich mir aus unstillbarer Neugierde schwedische Langschlittschuh gekauft und bin in der Lage 14km relativ locker zu meistern. Die Gruppentour rückt in greifbare Nähe, aber inzwischen schneit es wahre Schneeberge, die man mit Schlittschuhen sicher nicht durchdringen kann. Auch gut!

16.01.2010

06.01.2010: DIE EXPEDITION

Nach meinem prima Kurzurlaub im Süden, fällt es mir schwer, mich wieder an die beißende Kälte zu gewöhnen. -14 Grad und ich will nur eben mal zum Pferd. Aber ich bin ja inzwischen Profi: mindestens 3 Schichten anziehen, die Handschuhe nur niemals ausziehen und alle 20 Fahrradminuten 5 Minuten zu Fuß gehen, damit die Füße nicht erfrieren. Das Pferd hat inzwischen jemand (nicht ich!) teilweise rasiert, mit dem Erfolg, dass er jetzt immer mindestens 2 Decken - jede a 6 eiskalten Schnallen - tragen muss (Anmerkung: Eine Teilrasur ist für Sportpferde durchaus üblich und das Pferd soll dadurch in der Reithalle weniger schwitzen, wenn es läuft - ich glaube aber, selbst in der Halle sind es zur Zeit nur um die -7 Grad.) Die Wasserhähne sind eingefroren und der Weg zur Koppel eine Rutschbahn. Ein Hoch auf den Deckentrockenraum, in dem ich mich begeistert und schon völlig erschöpft aufwärme. Kälte frisst Energie! Ich beschließe sofort, dass das mit dem Reiten, wenn überhaupt, nur in der Halle möglich ist, denn der Schnee ist harschig und hart und es geht ein eiskalter Wind. Immerhin ist inzwischen sogar Tyrone zu der Überzeugung gekommen, dass man darin ganz gut laufen kann....
Nach dem Reiten flitze ich wieder in den Deckentrockenraum zum Aufwärmen. Ist ja doch 'ne prima Erfindung! Immerhin kann Tyrone jetzt mit seinen 2 Decken Heu fressen, während ich durch das inzwischen einsetzende Schneetreiben 12km zurück in die Stadt radeln muss (naja, ich will trotzdem nicht tauschen!). Dicke Schneeflocken fallen auf meine Augenlieder, schmelzen und frieren wieder. Es ist ein komisches Gefühl, wenn die Lieder zusammenkleben! Brrrr!
Als ich, schon jetzt wieder völlig durchgefroren, am Fahrradweg ankomme, der jungfräulich ohne eine einzige Spur vor mir liegt, beginne ich zu bezweifeln, dass ein Fahrrad das perfekte Verkehrsmittel für dieses Wetter ist. Immerhin ist noch niemand mit dem Fahrrad zum Nordpol gefahren und ich bin mir sicher, das hat seinen Grund. Auf den nächsten 10 km begegnet mir, bis auf ein paar Autos, niemand und ich nehme an, auch das hat seinen Grund. Es gibt auf jeden Fall deutlich angenehmeres als -14 Grad mit Wind und Schnee im Gesicht und ich bin heilfroh, das sich keinen platten Reifen oder sowas habe.... Inzwischen sitze ich gemütlich auf dem Sofa und lese zum wiederholten Mal von Arved Fuchs Segelreise am Rande der Antarktis (Hut ab Martin!). Ich glaube, noch nie konnte ich mich so gut einfühlen wie heute und noch nie war meine Ehrfurcht größer! Nebenbei hoffe ich, der Strom in Schweden möge niemals ausfallen. Gut dass ich kein Wikinger bin!!!

23.12.2009: GOD JUL!!!!

21.12.2009: CHARAKTERSTÄRKUNG?

Tyrone ist Hals über Kopf umgezogen - und ich mit. Der neue Box kostet laut Internet schlappe 300,- Euro im Monat, ist aber leider ohne Ausblick und eher trist. Dafür wird den dazugehörigen Menschen geboten, was das Herz begehrt: Reithalle, Trockenraum für Pferdedecken, Pferdedusche, vollautomatische Führanlage. Tyrone in die Führanlage zu stecken, traue ich mich nicht. Wer weiß, wer stärker ist - die Anlage oder Tyrone. Aber die Reithalle probiere ich dann doch mal aus. Leider ist meine Vorstellung von den Vorfahrtsregeln eher diffus, aber das macht zunächst nichts. Tyrone findet die Halle erstmal unheimlich und macht, was er halt macht in solchen Fällen: er steht stocksteif in der Mitte (normalerweise ist das eher pferdeunüblich, aber rassespezifisch doch typisch). So stehen wir also umgeben von tänzelnden Pferdeschönheiten vor voller Zuschauertribüne mitten in der Reithalle rum. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie ich diesen kleinen Berg in der Hallenmitte bewegen soll und komme mir zudem ziemlich albern vor. Natürlich ist mir im tiefsten Inneren klar, dass ich die Nerven behalten muss, nett sein und ja kein Druck anwenden, weil der gute Tyrone die Halle sonst auf ewig hassen wird. Toll finde ich diese Aussicht gerade nicht! Etwas widerwillig tue ich so als ob seiner erster Schritt der Hit wäre und lobe das Tier so überschwenglich, dass er sich tatsächlich zu einem zweiten Schritt hinreißen lässt. Mühsames Geschäft! Ich bilde mir ein, sich vor Publikum mal ordentlich albern vorkommen, stärkt den Charakter und mache mit zusammengebissenen Zähnen weiter. Immerhin - am Ende trabt mein Pflegepferdchen sogar fluffig einige Runden. Nur - keiner hat's gesehen! Die Tribüne ist inzwischen leer und verlassen und ich muss mich selber mit Lorbeeren beglücken und hoffen, dass ich nicht ab sofort als reiterlicher Vollidiot verschrien bin, der mit seinem Pferd nur in der Halle rumsteht.....

22.12.2009: EIN NEUER MITBEWOHNER

21.12.2009: -15 GRAD

Heute sind 20 Grad Frost angesagt. Mich hat es auf dem Fahrrad vermutlich nur bei -15C erwischt. Trotzdem halte ich ab sofort die schon oft gehörte und fleißig nachgeplapperte Aussage 'trockene Kälte spürt man gar nicht so' ab sofort für ein absolutes Gerücht. Um es ein für alle Mal festzuhalten: ich spüre die Kälte - und zwar überall und deutlich. Ohne Skihose geht es nicht mehr vor die Tür und die Handschuhe werden nur noch im Notfall abgelegt und selbiges wird meist schon nach Sekunden bitter bereut. Fotos mit langer Belichtungszeit fallen aus! Die batterie-beheizbaren Handschuhe, die mir letzte Woche noch wie ein Gag vorkamen, halte ich heute für die sinnvollste Erfindung der Welt. Trotzdem - oder auch deswegen? - bin ich fasziniert! Der Fluss dampft und die ganze Welt glitzert...... Erst als ich Stunden später vom Pferd nach Hause komme, merke ich, dass ich meine gesamte Energie im wahrsten Wortsinne verheizt habe und stürze mich gegen jegliche Gewohnheit auf alles, was fett und süß ist.

21.12.2009: WER GLAUBT ETWA NICHT AN DEN WEIHNACHTSMANN?

Dass der Weihnachtsmann irgendwo aus dem Norden kommen muss, war mir schon lange irgendwie diffus klar. Aber jetzt habe ich endlich Klarheit: er wohnt in Schweden, um genauer zu sein in Krokek. Da auch der Weihnachtsmann inzwischen modern geworden ist, tut er seine Anwesenheit heutzutage im Internet kund und Heiner und ich beschließen, ihn am Wochenende mit einem Mietauto zu besuchen. Fast wollen wir an einem engen Feldweg vor dem 'Einfahrt-verboten'-Schild aufgeben, als ein Konvoi von mindestens 10 Autos an uns vorbei zieht. Als diese auch nach 15 Minuten noch nicht wieder zurückgekommen sind, wagen wir uns hinterher und treffen tatsächlich nach 10 Minuten auf einen sehr freundlichen Parkplatzwächter, der uns den steilen, kerzengesäumten Weg zum Weihnachtsmann erklärt. Fast am Ende unserer Kraft, da wir vorher stundenlang Langlaufskifahren waren, erreichen wir schließlich die Schlittenlandebahn, die stielecht mit Kerzen beleuchtet wird und eine Ansammlung von kleinen Holzhäuschen, die für Nissen gemacht wurden. Und an einem großen Holzfeuer steht er plötzlich vor uns: der waschechte Weihnachtsmann. Leider erzählt er nur sehr komplizierte Geschichten auf Schwedisch und der Verständigung sind damit deutliche Grenzen gesetzt. Aber wer weiß? Vielleicht hat er meine Wünsche ja trotzdem gehört?

15.12.2009: SCHNEE!!!!

29.11.2009: IM IKEA-LAND

Eine meiner frühsten Kindheitserinnerungen ist der familienintern berühmte, wuterfüllte Ausruf meines Vaters: erst 'nicht zitierter Kraftausdruck', dann 'von IKEA kommt mir nichts mehr ins Haus!!!!'. Und wer kann ihn nicht zumindest irgendwo verstehen? Bei mir sah das zumindest schon immer so aus: Nachdem ich mich stundenlang mit Hebelchen und Schräubchen abgemüht habe und mindestens 3x die Gebrauchsanweisung falsch verstanden habe, hält das Resultat so leidlich - jedenfalls sofern ich nicht die allerbilligste Variante gewählt habe. Aber vielleicht sind das auch nur die Gene meines Vaters.
Trotzdem war ich im Laufe meines bisherigen Lebens natürlich noch unzählige Male bei IKEA. Man darf vermutlich einfach nicht zu viel erwarten für sein spärlich gezahltes Geld. Seit dem Wochenende habe ich nun mein anerzogenes Misstrauen gegen IKEA auf weitere schwedische Billig-Produkte ausgeweitet. Dass Fahrräder von Gebrauchtfahrradhändlern offensichtlich weder heil noch verkehrssicher sein müssen, habe ich schon in der ersten Woche bemerkt. Dann kam das ziemlich günstige Handy, das penetrant nicht klingeln wollte - obwohl es schon 2x eingeschickte Handy (mit zudem streng geheimen Zugangscode, der sich nichtmal dem Verkäufer offenbarte und eine Nachfrage beim Hersteller erforderte). Während ich das Handy noch unter der Rubrik 'Pech' verbucht habe, hat mir die Fahrradschlossaffäre vom Wochenende vollends alle Nerven geraubt und ich bin nun vermutlich soweit, dass ich wirklich keine Billigprodukte mehr kaufe (ja, ja).

Angefangen hat es damit, dass mein altes Fahrradschloss den Geist aufgegeben hat und auch abgeschlossen von selbst aufgegangen ist. Eigentlich wäre das mein Traumfahrradschloss gewesen: es sieht sehr solide und sicher aus und lässt sich aber ohne nerviges Schließen öffnen. Leider hat sich aber die eine Schlosshälfte verdünnisiert, bevor ich die einmaligen Qualitäten dieses Schlosses erkannt habe, und die andere Hälfte ist mir in der Kurve in die Speichen gesprungen und hat gleich 2 durchgebrochen. Tja, das ist ein bisschen doof aber kein Drama. Man kauft halt 2 neue Speichen und ein neues Schloss. Das mit den Speichen entpuppt sich allerdings mal wieder als schwierig. Die gibt es anscheinend wirklich nur bei 'HAGA-Cycel', und der Kauf beansprucht ohne Fahrrad fast einen ganzen Tag und auch mit Fahrrad viele Stunden in dem eher ziemlich hässlichen Teil von Norrköping. Also beschränke ich mich vorerst auf das Schloss.
Da ich mit dem alten Schloss nicht unzufrieden war - bis auf die Tatsache, dass es jetzt weg ist - nehme ich wieder das billigste Bügelschloss, das ich finden kann. Das Problem, vor dem ich dann stehe habe ich allerdings nicht bedacht: nach 2x Benutzen geht das Schloss nicht mehr auf. Komplett genervt trage ich das Rad nach Hause, tränke das Schloss in Öl und hoffe die Sache regelt sich von selbst. Leider tut es das aber keineswegs und mir fällt nichts anderes ein, als am nächsten Tag das Hinterrad samt Schloss auszubauen (gut dass ich so schlampig abgeschlossen habe!) und mit Hinterrad plus Schloss erbost zurück in den Laden zu stürmen. Klar habe ich den Kassenbon nicht aufgehoben, aber ich bin wohl sauer genug, um mitten im Weihnachtsgeschäft 3 Verkäufer zu beschäftigen, von denen einer wirklichen Ehrgeiz entwickelt und das Schloss tatsächlich nach 1 Stunde geknackt hat. Da ich derweil im Laden gewartet habe, gibt es dieses Jahr nur Weihnachtsgeschenke von 'Claas Olsen' (=karstadtartiges Warenhaus in klein mit hohem Werkzeuganteil). Ende gut, alles gut - ich habe diverse Weihnachtsgeschenke und das teuerste Schloss des Ladens unter dem Arm. Trotzdem hätte ich mein Wochenende aber im Grunde lieber deutlich anders verbracht und auf den Speichenkauf habe ich jetzt garantiert keine Lust mehr, bis mein Hinterrad vollends verbogen ist.

27.11.2009: UND SIE TANZEN DOCH....

Heute war ich auf meinem 4ten Konzert in Schweden: von Salif Keita habe ich früher schon ausführlicher berichtet. Dann gab es noch ein Heavy Metal-Konzert mit meinem schwermetallbegeisterten Kollegen Anders und einen eher nichts sagenden Rock Pop im Rahmen des Musikfestivals. Das Publikumsverhalten war bisher auf allen Konzerten ähnlich - die Zuhörer waren von der Musik vermutlich ziemlich begeistert, was für meine naiven Augen allerdings maximal nach Konzertschluss an den zufriedenen Gesichtern erkennbar war. Während des Konzerts wurde eher regungslos im Hintergrund verharrt oder maximal ekstatisch geklatscht.
Heute ist alles anders: erstmal ist die ganze Veranstaltung sehr exklusiv (sie fällt angeblich unter die Rubrik 'Kultur') und man wird nur auf persönliche Einladung hin eingelassen. Selbiges hängt aber wohl weniger mit dem Wunsch nach einer exklusiven Publikumsauswahl zusammen, sondern vielmehr mit Komplikationen mit den Alkoholausschankrechten. Meine Eintrittskarte ist Martin, der Freund meiner Exschwedischlehrerin. Mit von der Partie sind dann noch Valerie und Robinson, der 'John Travolta des keltischen Tanzes'. Gleich am Eingang treffe ich dann noch Ralf, der mein Boot zur Zeit beherbergt, und Ulrika vom SMHI. Ansonsten fühle ich mich um ungefähr 20 Jahre auf irgendwelche dänischen Hafenfeste zurückversetzt: der Raum ist zwar toll, aber die Bühne wirkt auf mich etwas provinziell 'glittrig'. Die Leute haben sich ultraschick gemacht (nicht immer nach meinem Geschmack), tragen viele Handtaschen spazieren und das Durchschnittsalter ist als 'etwas älter zu bezeichnen'. Wie sich später rausstellt tun sie es sogar im Punkto Tanzlustigkeit ihren südlichen Nachbarn, den feurigen Dänen, gleich. Die Tanzfläche ist schon rappeldicke voll, bevor die Band überhaupt zu sehen ist. Nur die Musik ist - puh - naja - sie passt tatsächlich am ehesten unter die Rubrik 'Big Band'. Auch wenn ich inzwischen, anders als vor 20 Jahren, auch in die Kategorie 'etwas älter' falle und ich viele Lieder von besagten Hafenfesten kenne, springt der Funke nicht so recht über. Ich erlebe also keine zweite Jugend, sondern halte mich mit maximal mittelmäßig guter Laune an meinem sündhaft teuren Bier fest (obwohl - wenn ich mich recht erinnere, war sogar das vor 20 Jahren ähnlich). Immerhin ist die Gesellschaft prima und ich schreie in einem Kaudawelsch aus allen mir bekannten Sprachen gegen die Big Band an bis mir am Ende fast die Stimme wegbleibt.

26.11.2009: PLÄNE

Es sieht so aus, als müsse ich Weihnachten gar nicht alleine am SMHI feiern, weil ich unbedachterweise leider all meinen Urlaub verpulvert habe. Im sozialen Schweden gibt es die Möglichkeit unbezahlt frei zu nehmen, wofür man anscheinend nichtmal sozial geächtet wird. Whow! Wunsch Nr. 1 von meinem Weihnachtswunschzettel hat sich damit schonmal erfüllt. Schnell weiterschreiben.............

26.11.2009: ES WERDE LICHT

Wer kennt es nicht, das vielgelesene Buch 'Eine Frau erlebt die Polarnacht'. Bewusst und freiwillig (!) verzichtet Christiane Ritter auf die Hilfsmittel der modernen Zivilisation und überwintert - mit 2 Männern, soweit ich erinnere - auf Spitzbergen. Hängen geblieben ist bei mir vor allem die überschwengliche Freude als der Frühling kommt.
Ich kann ihre Geschichte in Norrköping bereits im November bestens nachvollziehen und würde mich auch jetzt schon überschwenglich über den Frühling freuen. Wage denke ich daran auch ein Buch zu schreiben, aber mir schwant schon, dass 'Eine Frau überwintert in Südschweden' womöglich gar kein Kassenschlager wird. Also beschränke ich mich aufs Lesen - mit Badewanne und heißem Tee. Manchmal ist Zivilisation prima! Irgendwo habe ich aufgeschnappt, man solle sich keine Sorgen wegen des Vitamin-D-Mangels machen - es würde vollkommen ausreichen, das Gesicht und die Hände täglich 1 Stunde von der Sonne bescheinen zu lassen - auch durch Wolken. Dieser Kommentar beruhigt mich nicht wirklich. In einem Land, in dem um 14:30 die Abenddämmerung einsetzt, wird das für Langschläfer wie mich ganz schön knapp. Also frühstücke ich in den unmöglichsten Positionen - Hauptsache im Licht - und hoffe, dass ich nicht in Kürze so kümmerlich aussehen werde, wie meine lichthungrigen Pflanzen. Wo bleibt nur der reflektierende Schnee? Ein Trost ist der tägliche Blick aufs Regenradar, der die Illusion vertreibt, dass es im südlich gelegenen Kiel gerade viel angenehmer sein könnte.

11.11.2009: SPRACHVERWIRRUNG

11.11. - das klingt diffus nach einem Anlass zu feiern. Aber feiern ist gerade nicht drin: mein Leben ist momentan furchtbar vernünftig und ich tue viel zu viel vermeindlich sinnvolle Dinge. Das neuste zeitraubende Projekt heißt 'Schwedisch lernen'. Brav unterhalte ich mich also 2x wöchentlich über so hoch interessante Dinge, wie 'welcher Wochentag denn gestern war und morgen sein wird'. Der primäre Effekt meiner Bemühungen ist, dass mein Dänisch deutlich schlechter wird. Der sekundäre Effekt ist, dass mein Englisch und mein Deutsch leicht schlechter werden. Der tertiäre Effekt ist, dass ich für nichts mehr Zeit habe, weil neben den Pferdetagen nochmal 2 Abende in der Woche 'besetzt' sind. Auf einen quartären Effekt warte ich noch. Aber immerhin weiß ich jetzt, dass gestern 'Tisdag' (=Dienstag) war. Ob mich das nach vorne bringt?

23-25.10.2009: IM LAND DER WIKINGER

Nach ein paar arbeitsreichen Wochen in Norrköping, beschließe ich, mit etwas Nettes zu gönnen und fahre übers Wochenende zum Koggetreffen (ohne Koggen) nach Malmö. Nach meiner Busbuchungspanne nach Oskarshamn im Sommer, bemühe ich mich, diesmal rechtzeitig zu buchen und kümmere mich schon 5 Tage vor Reiseantritt eine Zugfahrkarte. Doch auch das ist für Schweden offensichtlich immernoch viel zu spontan und um ein Haar hätte Malmö für mich ausfallen müssen, da tatsächlich schon fast alle Züge am Freitag in Richtung Süden komplett ausgebucht sind (im Gegensatz zu Deutschland werden keine weiteren Fahrgäste mehr mitgenommen, wenn alle Sitzplätze vergeben sind). Ich nehme mir fest vor, nie wieder über den 'Frühbucherrabatt' der deutschen Bahn zu schimpfen, weiß aber gleichzeitig, dass ich diesen Vorsatz vermutlich nicht einhalten werde.

Wie auch immer - im Endeffekt lande ich, wo ich will, und stehe zu einer noch halbwegs humanen Zeit auf dem Bahnhof von Malmö. Von dort werde ich netterweise abgeholt und sehe unter anderem ein paar vertraute Kieler Gesichter. Gleichzeitig mache ich einen Zeitsprung, der mich überraschenderweise nicht ins Mittelalter sondern ins Reich der Wikinger führt: neben einer Schnellstraße und eingehüllt von dunklen Regenwolken findet sich 'mitten im Nichts' das Wikingermuseum 'Foteviken', wo wir von unseren schwedischen Gastgebern für die Zeit des Koggetreffens untergebracht werden. Im Gegensatz zu anderen Museen, geht es hier sehr lebhaft zu. Ein Wikingerverein kümmert sich darum, Geschichte lebendig werden zu lassen. So lande ich also nicht nur auf der geplanten Koggesitzung, sondern auch auf einem wikingischen 'Thing'. Ab und zu muss ich mich kneifen, um mir selbst meine Anwesenheit in der Realität des 21Jh zu bestätigen. Das Spektakel ist beeindruckend und mittem im 'Langhaus' lodert ein gemütliches Feuer. Trotzdem (oder deswegen) wirken viele Dinge sehr skurril auf mich:
Ist der bärtige Hüne da drüben tatsächlich Geschichslehrer? Hat sich die das Hanseschiff 'Lisa' tatsächlich selber den Spitznamen 'Hanse-shit' (frei nach 'Hanseschitt') verpasst, indem die Verantwortlichen entsprechende Crew-Kleidung drucken ließen? Gibt es tatsächlich Koggesegler, die Heiligenhafen als Reiseziel spannender finden als London? Hat der Wikinger neben mir tatsächlich 'Kaninchen-Sprungwettbewerbe' als Zweit-Hobby und hat dafür extra eine Farm gekauft? Hat sich der nette Kapitän der Mamö-Kogge tatsächlich in Dänemark zum Lokomotivführer umschulen lassen?
Vollgestopft mit neuen Eindrücken und reichlich müde von der abendlichen Party erreiche ich am Sonntag wieder Norrköping.

17.10.2009: DIE PEARL BRAUCHT EIN DACH ÜBER DEM KOPF....

07.10.2009: WO BLEIBT DER REGEN?

Langsam wird mir klar, wie unterschiedlich sich rein objektiv erscheinende Werte wie z.B. 'Höchsttemperatur' und andere klassische Wettergrößen anfühlen können. Geht man auf die Webseite 'Wetteronline', sehen die Wetterberichte für Schweden und Kiel nämlich meist gar nicht so unähnlich aus. Aber gefühlt ist es ein riesen Unterschied, ob die Höchsttemperatur von 9 Grad mal für 10 Minuten während der 'Mittagshitze' erreicht wird oder eben stundenlang mit derartigen Temperaturen zu rechnen ist. Der findige Leser wird schon vermuten, dass letzteres in Mittel-Schweden kaum mehr der Fall ist. Auch die Sache mit dem Nachtfrost Anfang Oktober war im Endeffekt gar kein Witz der Eingeborenen, sondern harte Realität (ich werde morgen erstmal die Pearl retten und aus dem Wasser ziehen). Dafür nehme ich die angekündigten Regenmeldungen inzwischen ebenso wenig ernst, wie die Höchsttemperaturen: es regnet sowieso nie mehr als eine Stunde und das eigentlich auch fast nie. Fast der gesamte Niederschlag Norrköpings scheint im Gegensatz zu Kiel, wo gerade die 'Regenzeit' beginnt, tatsächlich im Sommer zu fallen.

22.-24.09.2009: FORSCHUNGSSTATION BORNÖ

21.09.2009: UND ES GIBT SIE DOCH!

Entgegen allen anderslautenden Gerüchten von erfolglosen 'Elchtouristen', scheint es doch noch wilde Elche in Schwedens Wäldern zu geben. Jedenfalls bin ich heute mit dem Fahrrad in der Dämmerung fast gegen ein stattliches Exemplar geprallt. Die Gute war riesengroß, hatte Nachwuchs und hat für meine Augen gar nicht so besonders freundlich geguckt. Also habe ich, statt wie gewohnt die Kamera zu zücken, doch lieber so getan als wäre ich gar nicht da und bin mit klopfendem Herzen möglichst unauffällig weitergeradelt. Glücklicherweise hat sich der Elch ähnlich verhalten und ich kann die Begegnung unter 'absolut beeindruckend' verbuchen.

20.09.2009: WO IST OBEN UND WO IST UNTEN....?

18.09.2009: SPÄTSOMMER

21.08.-25.08.2009: DIE EXPERIMENTIERFREUDIGEN

Was ich kaum zu hoffen gewagt habe, wird wahr: die Kogge hat es tatsächlich mit fast rein mittelalterlichen Navigationsmitteln nach Gotland geschafft (Experimentaltörn). Natürlich will ich da sofort auch hin und bezweifle aber schon nach ein paar Stunden, dass die Reise von Norrköping nach Gotland mit neuzeitlichen Reisemitteln leichter ist als die 350 Seemeilen mittelalterlich. Nach langem hin und her ist die Fähre gebucht und der dazugehörige Bus leider ausgebucht. Was will denn ausgerechnet heute ganz Norrköping in Oskershamn? Letztendlich bleibt nur ein fluchtartiges Verlassen des Arbeitsplatzes und das Umsteigen auf Bummelzüge. Zwar weiß ich nicht immer genau wo ich bin, aber die grobe Himmelrichtung stimmt und die Bummelei gefällt mir. Man sieht viel und die Züge sind so leer, dass extra für mich Durchsagen gemacht werden, wo ich umsteigen muss. Am Ende stehe ich pünktlich vor der Fähre und kann 3 Tage Kogge fahren (leider nicht segeln, da der Wind es sich anders überlegt hat und zur Abwechslung mal wieder von vorne kommt). Trotzdem kommt mir, was ehemals schon fast Alltag war, plötzlich wieder wie ein besonderes Geschenk vor und ich genieße die Atmosphäre an Bord in vollen Zügen.

12.08.-16.08.2009: 'INDOOR-CAMPING'

Wie so oft im Leben passiert mal wieder alles auf einmal: ich ziehe um, fange wieder an zu arbeiten, die Pearl ist seit dem Urlaub erschreckend undicht geworden, Marianne und Lena kommen auf ihrer Ostseerundtour vorbei (per Fahrrad - Hut ab!) und tollerweise hat sich auch noch Frollein Kunterbunt angekündigt (Juhu!). Ich komme also schwedenuntypisch ziemlich ins Routieren, um wenigstens die allernötigsten Dinge zusammenzutragen. Zur Krönung existiert das Umzugsauto leider nur virtuell und ich bin kurz davor per Taxi umzuziehen, was sicher auch gegangen wäre, aber Sabines Sightseeingpläne deutlich durchkreuzt hätte. Und wer würde ausgerechnet Frollein Kunterbunt einen Besuch im 'Astrid Lindgren-Land' Vimmerby vermiesen? Außerdem freue auch ich mich sehr, die Gegend mal aus einer neuen Perspektive zu erkunden, ohne selbst (als ungeübte Fahrerin unter Ausschüttung zahlreicher Stresshormone) zum Lenkrad greifen zu müssen. Beides klappt am Ende dann auch doch noch - dank dem Einsatz von Sabine, der sie durch die endlos triste Wohngegend 'Hageby' führt. Bei mir tritt derweil, wie so oft in solche hektischen Phasen, auch noch mein Fahrrad in Streik. Fast könnte man meinen, es versuche den hektischen Lauf durchs Leben zu bremsen, sobald es allzu arg wird. Schwedische Fahrräder scheinen hier noch deutlich penetranter als deutsche. Jedenfalls ist meins ständig kaputt. Mein Kollege lacht nur - man dürfe sein Fahrrad nur niemals bei einem 'Schlüsseldienst, Schuhmacher und Gebraucht-Fahrradhändler' in einem kaufen. Ob mir das niemand gesagt hätte? Diese Kombi würde es zwar ständig geben, aber es ist allgemein bekannt, dass die Fähigkeiten der Verkäufer meist auf allen drei Gebieten deutlich zu Wünschen übrig lassen.

Wie auch immer - immerhin kann ich Sabine und mir am Ende, auch ohne Fahrrad, wenigstens den nötigsten, mitteleuropäischen Komfort bieten: in manchen Räumen Licht, 1 Topf, 2 Teller, 4 Becher, Besteck, ein Handtuch und ein bettähnliches Ruhelager. In Ermangelung von Tisch und Stühlen bleibt die Atmosphäre jedoch recht campingähnlich. Daran ändert auch mein offizieller Umzug am Ende der Woche nichts. Ich finde zwar, dass wir überraschend viele Dinge hin und her tragen, aber die sind zum Großteil wohl eher schön als besonders nützlich. Trotzdem finde ich die neue Wohnung im Vergleich zur alten großartig und freue mich riesig! Endlich Platz, ein deutlich schönerer Arbeitsweg und abendliches Flussrauschen durchs Küchenfenster.

11.08.2009: 'VON STEINEN UMGEBEN' ODER 'DIE PEARL AUF GROSSER FAHRT'

Auch wenn es auf der Seekarte fast gänzlich unmöglich scheint, da diese fast mehr Unterwasserfelsen und Untiefen zeigt als freies Wasser, machen Heiner und ich uns für 10 Tage auf den Wasser-Weg in den Schärengarten. Zum Glück haben wir optimale Bedingungen und viel Sonne, was die ganze Aktion zwar sehr aufregend aber nicht zu stressig macht. Die Felsen sind wirklich wunderschön und alle Schwärmerei über die Ostschären Schwedens kann ich ab sofort voll und ganz verstehen. Zur kleinen Krönung schwimmt schon im Braviken (= lange Förde 'vor der Haustür') ein Seehund vorbei und wir erobern schon am zweiten Tag unsere erste eigene Insel.

Einziger Nachteil - die malerischen Felsen sind ganz schön hart und wir sind nicht besonders scharf drauf, unerwartet dagegen zu prallen. Leider sind längst nicht alle Felsen oberhalb der Wasserlinie sichtbar. Besonders verwirrend ist die Navigation beim Kreuzen, weshalb der moderne Schwede von heute das schlicht und ergreifend vermeidet. Das Fortbewegungsmittel der Wahl ist eindeutig Motorkraft und ein Segel wird maximal dann gesetzt, wenn der Wind gerade optimal passt. Auch scheinen die Schweden verglichen mit den Felsen alle anderen Hindernisse - wie zum Beispiel Anlegestege - als eher weich zu empfinden und wir konnten einige entsprechend 'interessante' Anlegemanöver beobachten. Der Traum ein paar klassische Schärenkreuzer in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen, bleibt leider unerfüllt und auch sonst scheinen Holzboote gänzlich aus der Mode zu sein. Trotzdem - oder gerade deswegen? - heimst die Pearl etliche Sympathiepunkte ein und ein unverbesserlicher Idealist im Hafen von Nävekvarm erkennt sie sofort als 'Pirat' und freut sich so sehr solch ein Boot endlich mal 'live und in Farbe' zu sehen. Aber Bewunderung hin oder her - ich finde die Pearl hat uns prima durch die Schären getragen und ist auf dem Rückweg mit fast 6 Knoten so wunderbar dahingerauscht, dass ich mir ganz fest vorgenommen habe, dieses Jahr endlich mal wieder mehr Mühe in ihren Anstrich und die Pflege zu stecken.

26.07.2009: DIE SCHWEDISCHE SCHLANGENGRUBE

Obwohl Schweden inzwischen etliche Sonnenstunden produziert hat, ist es mit meiner Laune immer noch nicht zum Besten bestellt. Da wirklich das gesamte SMHI und auch sonst jeder - inklusive Pferd - im Sommerurlaub ist (außer Rolle, aber der ist ziemlich von seinen Pflegekatzen in Beschlag genommen, und mein Nachbar, der sich mit 'laut-Musik-hören' und vermutlich mit viel Bier über Wasser hält), ersinne ich Selbsthilfemaßnahmen zur Hebung der Durchschnittslaune, die da wären: (1) mich mehr mit der Pearl beschäftigen und (2) mich selber möglichst oft in kaltem Wasser zu versenken (=baden), um einen kühlen Kopf zu bekommen. Plan (1) artet vor allem in eine Flickaktion der Plane aus, da die vielen schwedischen Sonnenstunden das Garn und somit alle Nähte aufgelöst zu haben scheinen. Als ich nach 3 Stunden flicken (kein Ende in Sicht!) endlich auf's Wasser komme, sichte ich schon nach kurzer Zeit eine enorme Gewitterwolke. Als sich dann noch meine Schothalterung verabschiedet, bin ich schneller wieder im Hafen als man gucken kann - naja, fast. Alle Touristen, die nicht brav und wie es sich gehört, in Söderköping vor der Eisdiele Schlange stehen, scheinen sich auf 'meiner' Hafenmole versammelt zu haben. Die Zahl der Attraktionen hält sich dort allerdings sehr in Grenzen und so stürzen sich alle auf das einzige Fotoobjekt, was es zu geben scheint: mich bzw. wie ein anscheinend echt schwedisches Holzboot mit kaputter Schotaufhängung in den Hafen kreuzt. Als muss ich mich neben Schot und Böen auch noch den halbwegs korrekten Sitz meines Sommerkleides beachten. Das hebt die Laune nicht wirklich, aber immerhin kriege ich das Boot halbwegs hafenfertig bevor die ersten Regentropfen fallen......

Trotzdem verlege ich mich am nächsten Tag auf Selbsthilfemaßnahme Nummer 2 und suche mir, um es interessanter zu machen, auf der Karte einen Badeplatz, an dem ich noch nicht war. Dass ich mich prompt in den in meinen Augen fast sozialistisch anmutenden und ziemlich hässlichen Vororten von Norrköping verirre, hebt die Laune allerdings auch nicht. Als ich die 'Straße' zur Badestelle endlich finde, ist auch klar, warum ich sie vorher übersehen habe. Für mich sieht das maximal aus wie ein geschotterter Fahrradweg und den in der Karte groß eingezeichneten Straßennamen kann ich auch nirgends entdecken. Einzig die vereinzelten Bushaltestellen lassen mich erahnen, auf dem richtigen Weg zu sein..... Das Baden ist dann aber prima und etwas versöhnt mache ich mich auf den Rückweg. Allerdings ist dann plötzlich die ganze 'Straße' voller Schlangen. Auch das noch!

Bis ich mich von dem Schreck erholt habe und mutig umdrehe (ich habe zwar nur Sandalen, aber ja immerhin ein Fahrrad), finde ich nur noch 2 wieder. Vielleicht waren es aber auch vorher schon nur 2 - wer weiß. Das mit der objektiven Wahrnehmung ist ja bekanntlich immer so eine Sache..... Der geübte, zoologische bewanderte Betrachter wird die unscharfe 'Schlange' auf meinem Foto inzwischen vermutlich auch schon lange als Blindschleicht identifiziert haben. Ich bin mir zwar nur zu 99.9% sicher, aber da die Tiere zugegebenermaßen nur etwa 2-3x so groß wie Regenwürmer sind, beschließe ich, zu testen, ob Schlangen wirklich abhauen, wenn man nur kräftig genug trampelt (eine von mir häufig angewendete Strategie, die von mir jedoch noch nie auf ihre Erfolgsaussichten überprüft wurde). Von den 2 Fast-Schlangen haut eine ab, die andere nicht. Aber ich bin mir inzwischen nicht mehr sicher, ob Nr.2 nicht überhaupt tot ist. Ganz so nahe traue ich mich an die 99.9%-Blindschleiche dann doch nicht. Also habe ich eine Statistik von einer lebenden und einer eventuell toten Fast-Schlange. Ob das so aussagekräftig ist? Für weitere Versuche, was z.B. bei Singen und Händeklatschen passiert, fehlten mir leider gänzlich die Versuchsobjekte...............

14.-21.07.2009: ELTERNBESUCH

06.07.2009: Die RÜCKKEHR

Nachdem der Urlaub tatsächlich bis zum Tüpfelchen auf dem 'I' gestimmt hat (bis auf die Tatsache, dass alles viel zu kurz war), mache ich mich zugegebenermaßen nur wenig begeistert wieder auf den Weg nach Schweden. Die erste Hürde ist die von mir so wenig geliebte Fliegerei, die ich dieses mal schwitzenderweise mit all meinen warmen Klamotten absolvieren muss. Ryanair hat eine Handgepäckbegrenzung von 10kg, die ich so gerade eben einhalte, wenn ich alles, was irgendwie schwer ist, möglichst unauffällig am Körper trage. Nahe am Hitzeschlag versuche ich also beim Einchecken so auszusehen, als wäre es völlig normal bei 25° ein T-Shirt, einen Pulli und eine Jacke mit ausbeulenden Taschen zu tragen. Sicherer amüsiert sich die Person beim 'Check-In' königlich. Aber ich genüge der Vorschrift und das scheint zu reichen.....

Als ich in Schweden lande, durchkrame ich dann trotzdem meine Tasche ob ich nicht doch noch irgendein wärmendes Kleidungsstück entdecken kann. Die arktischen Temperaturen in Stockholm treffen mich vollkommen unerwartet. Und das nach 10 Tagen Sommerkleid. Etwas deprimiert kann ich die Begeisterung meiner deutschen Reisebekanntschaft über sein neu erstandenes Ferienhaus in Nord-Schweden nicht teilen. Das Wort 'Nord' erscheint mir in diesem Moment wenig verheißungsvoll. Der Fairness halbe muss ich jedoch sagen, dass meiner Inernetrecherche nach die Temperaturen auch in Kiel parallel drastisch gefallen sind. Das hilft immerhin ein bisschen und den ein oder anderen Badetag konnte ich mir inzwischen auch hier ergattern...........

28.06.- 04.07.2009: DAS TÜPFELCHEN AUF DEM I

DSCF6703b DSCF6703c DSCF6707a DSCF6709aa DSCF6709aa

22.06.- 27.06.2009: KILLERWOCHE (aber wunderschön!)

19.06.2009: 'MIDSOMMER'

DSCF6703b DSCF6703c DSCF6707a DSCF6709aa

'Midsommer' ist in Schweden fast der wichtigste Feiertag im Jahr. Rolle (ein Exkieler Kollege) hatte die Idee, dass wir uns für 'Midsommer' wie echte Schweden benehmen könnten und hat wunderbarerweise auch schon ein paar Ideen auf Lager, wie man das so macht. Ich scheitere schon in der Planungsphase vollends, weil ich annehme, dass man 'Midsommer' auch an Mittsommer - also am 21.Juni - feiert. Rolle belehrt mich eines Besseren und ich glaube ihm aufgrund der deutlich längeren Schwedenerfahrung sofort: 'Midsommerfeiern' würden traditionell am Samstag vor dem echten Mittsommer stattfinden. Letztendlich war Rolle mit seiner Schätzung zwar näher dran als ich, aber bis wir als echte Schweden durchgehen, müssen wir wohl noch ein bisschen üben. Die echten Schweden feiern 'Midsommer' nämlich traditionell am Freitag vor dem echten Mittsommer.

Wenn man die listigen Terminschwierigkeiten erstmal überwunden hat, scheint das mit dem schwedisch benehmen allerdings nicht mehr so schwierig. Denn als echter Schwede, so wurde mir gesagt, muss man an 'Midsommer' vor allem sehr viel trinken - ansonsten könne man nicht viel falsch machen. Vor dem Trinken geht es jedoch traditionell nachmittags zum 'Mittsommerbaum', der vergleichbar zum Deutschen Maibaum ist. Allerdings ist in meinen Augen ein bisschen geheim, wo diese wo diese 'Midsommerbäume' zu finden sind. Rolle entlockt diese Insiderinfo der Touristeninformation. Auf geht es - gleich zum nächsten Fauxpas: wir haben die traditionellen Erdbeeren vergessen! Der Versuch in Norrköping 'Midsommer' um 14:00 Uhr noch Erdbeeren zu bekommen entspricht in etwa dem Versuch, am 24. Dezember um 20:00 Uhr noch einen Weihnachtsbaum zu ergattern. Wir müssen uns also mit erdbeerlosem Kuchen und Erdbeereis behelfen. Auch die Sache mit dem Trinken erweist sich als unerwartet schwierig. Nach 2 Monaten Leichtbier reichen mir zwei ganz normale Biere eigentlich völlig. Wir verteilen die Feier daher einfach auf 2 Tage und feiern Freitag und Samstag. Vielleicht wird der Alkohlverzehr dann ja in der Summe echt schwedisch......

13.06.2009: IMPRESSIONEN VON NORRKÖPING

DSCF6703b DSCF6703c DSCF6707a DSCF6709aa DSCF6709b

10.06.2009: ICH HAB IMMER NOCH KEIN HAUS, KEIN ÄFFCHEN .....

spiegel4

Langsam mache ich mir doch Gedanken, warum Pipi Langstrumpf das Haus zuerst erwähnt. Vielleicht ist ein geeignetes Dach über dem Kopf doch entscheidender als ich dachte? Vor allem scheint es aber schwieriger zu kriegen als ich dachte. Ich bin mir zwar immer noch sicher, dass das Pferd in ihrem Lied nach vorne gehört, aber zugegebenermaßen werde ich langsam doch nervös: Die Gastwissenschaftlerwohnung muss ich nämlich spätestens bis Ende des Monats räumen (d.h. de facto aus Urlaubsgründen in 2 Wochen). Typisch für Schweden ist alles wohlorganisiert und am Samstagmorgen spontan die Zeitung aufzuschlagen gehört ganz klar nicht zum Konzept. Es gibt im Grunde nur eine Vermietungsfirma, bei der ich mich brav sofort nach Erhalt der magischen Personennummer registriert habe. Die freien Wohnungen kann man im Internet begutachten und dort sein Interesse per Mausklick bekunden. Dabei hat man die Wahl zwischen Zweckbauten in verschiedenen Hässlichkeitsstufen, kleinen Vorstadthäuschen und recht stielvollen Altbauten (leider meist ohne Balkon). Die Zweckbauten sind oft nett ausgestattet (Balkon, viele Fenster, Paketboden, Fahrstuhl, Kabelfernsehen etc.), aber leider verursacht der bloße Anblick bei mir schon leichte Übelkeit. Warum nur gewöhnen sich alle reichen Länder eine derart schauderhafte Architektur an?

Wie auch immer - die kleinen Vorstadthäuschen sind gar nicht schlecht, mit kleiner Terrasse und Garten für relativ wenig Geld. Stören tut mich aber bis auf die Lage, dass diese Häuser meist in Massen auftreten und sich wirklich bis aufs Haar gleichen. Die typischen roten Schwedenhäuschen muss man wohl leider kaufen (und ein Auto gleich dazu). Die Qual der Wahl fällt mir also nicht schwer - ich klicke zunächst nur Altbauten an - bevorzugt mit Flussblick. Nach 6 Wochen klicken, muss ich allerdings feststellen, dass meine Klickerei keinerlei für mich ersichtlichen Effekt hat. Etwas beunruhigt klicke ich nun auch auf die Zweckbauten - nur um festzustellen, ob ich überhaupt noch im Mietsystem existent bin. Außerdem wende ich mich an eine private Wohnungsvermittlung. Beides grobe Fehler - bei der privaten Wohnungsvermittlung gerate ich sofort an einen Miethai und nebenbei hagelt es Besichtigungstermine für Zweckbauten. Da ich inzwischen erfahren habe, dass bei der Wohnungsvergabe nach einem Wartesystem gearbeitet wird und SMHI-Mitarbeiter hoch im Kurs stehen, sage ich alle Zweckbauten ungesehen ab. Etwas mulmig ist mir, denn wer weiß nach wievielen Absagen man sich wieder hinten anstellen muss? Einen netten Campingplatz habe ich zwar entdeckt, aber Schweden ist nicht gerade berühmt für seine ausgeprägt lange Campingsaison. Mir purzeln also diverse Steine vom Herzen als ich Freitag, nach 2 Monaten Wartezeit, endlich eingeladen werde, einen Altbau von 1904 in geeigneter Größe zu besichtigen. Zwar bin ich fast geneigt, blind zu unterschreiben, aber angucken kann ja nicht schaden. Als ich vor dem Haus stehe, bin ich zunächst verwirrt. Die haben die Tür vergessen! Mir ist vollkommen schleierhaft, wie ich in das riesige Haus kommen soll, bis ich die - natürlich Pincode-gesicherte - Einfahrt zum Hinterhof entdecke. Als ich erstmal drin bin, ist der Hof schonmal super - traditionell mit Grillplatz und allem drum und dran - und wenn ich mich in der Küche auf einen Stuhl stelle, dann kann ich bestimmt sogar den Fluss sehen.......... Erleichtert habe ich heute den Mietvertrag unterschrieben und muss somit maximal den Juli obdachlos überbrücken. Platz für Besuch gibt es auch und ihr findet mich, wie gewohnt, zwischen Justizvollzugsanstalt und Friedhof - aber bitte den Pincode nicht vergessen!

19.05.2009: TYRANNEI?

Inzwischen häufen sich die Nachfragen, wie es denn dem Pferd geht. Was soll ich sagen? So langsam ist mir jedenfalls klar geworden, warum die Reitbeteiligung auf Tyrone so lange zu haben war: Tyrone ist, obwohl super entspannt zu reiten, das unfreundlichste Wesen das ich je in Schweden getroffen habe (immerhin hat niemand sonst bisher versucht mich zu beißen) und die Boxnachbarin beschreibt ihn nett als 'sehr speziell'.

So richtig klar wurde mir die ganze Sache, als ich naiv mit dem Sattel ankam und Tyrone anfing derart heftig gegen die Wand zu donnern, dass in mir ernsthafte Sorgen um die Stabilität des Stalles aufkamen. Dazu wurde recht eindrucksvoll mit den Augen gerollt und die Zähne gefletscht. Sein Ziel hat er damit ganz klar erreicht, denn ich tue erstmal so, als wolle ich sowieso nur vor seiner Boxtür mit dem Sattel in der Hand Gymnastik machen und stünde nur rein zufällig da. Rein will ich so bestimmt nicht! Derweil, froh unbeobachtet zu sein, erwäge ich meine Möglichkeiten (Hut ab vor Kimberly!). Die reichen von der bei mir verjährten Reitschulweisheit 'kurz und fest anbinden und zeigen wer der 'Herr' ist' bis zu 'abhauen und nie wieder kommen'. Aber letztendlich gebe ich sowas ungern auf und von Knechterei halte ich auch wenig. Also tue ich, was sich in Schweden so anbietet: ich fahre in den nächstgelegenen Supermarkt und kaufe eine Packung Knäckebrot. Ja, ich gebe es hiermit zu - meine Methode bei Tyrone fußt auf purer, systematischer Bestechung und das erste Erziehungsziel war, dass er bitte auf Abstand bleiben möge - ganz besonders, wenn er schlechte Laune hat. Aber egal wie unheroisch das klingen mag, Tyrone freut sich inzwischen sehr mich zu sehen und lässt sich zudem vollkommen problemlos satteln. Wen stört es, dass er mich inzwischen vermutlich als eine Art wandelnden Knäckebrotautomaten ansieht?

11.05.2009: DAS SINKENDE SCHIFF - PART II

Bilanz des Wochenendes: ich bin extrem übernächtigt, habe in ungefähr jedem Muskel Muskelkater vom Wasserschöpfen, habe 2 Reggaekonzerte verpasst und meine Füße haben diverse 'Kaltwasseranwendungen' hinter sich (soll ja gesund sein).

Das Ergebnis: die Pearl schwimmt bis zu 24 Stunden selbstständig (glaube/hoffe ich)!

09.05.2009: DAS SINKENDE SCHIFF?

Endlich ist es soweit - ich halte die Nächte für frostsicher und habe einen netten Menschen mit Anhängerkupplung gefunden (danke Torben!). Also spricht nichts mehr dagegen, die Pearl aus der Hotelgarage zu holen und ins Wasser zu befördern. Dummerweise kommt es wohl nicht so gut, in Hotelgaragen mit Wasser herumzupütschern und ich muss die Pearl wohl oder übel ungewässert ins Wasser setzen. Ich rede mich damit heraus, dass sie ja vor einem Monat noch im Regen stand und das Holz sicher noch total feucht und schon ziemlich gut aufgequollen ist und ich ergo nichts zu befürchten habe (Anmerkung: bei Holzbooten muss das Holz erst aufquellen bis sie mehr oder weniger wasserdicht werden). Die Strapazen der langen Reise verdränge ich weitestgehend. Aber egal wie viel ich mir einrede, die Pearl kann ich leider nicht überzeugen und sie sinkt deutlich schneller als ich das Wasser wieder herausbefördern kann. Ein höchst ungutes Gefühl!

Nach vielen Minuten, die mir wie Stunden vorkommen, wendet sich zum Glück das Blatt und ich kann durch fieberhaftes Schöpfen den Wasserstand immerhin auf einem konstanten Niveau halten. Etwa eine Stunde später wagen wir dann die Überfahrt von der Slipstelle zum Liegeplatz (bei ziemlich heftigen Windböen wodurch leider das schwere Schwert nötig wird) und nach 2 weiteren Stunden traue ich mich immerhin einen Kaffee trinken zu gehen. Inzwischen sitze ich mit lahmen Armen zu Hause und stelle Hochrechnungen an, wie lange es wohl dauert, bis das Boot komplett vollgelaufen ist und ob die Schwimmkörper (=alte Sitzbälle) wohl ausreichen, das Boot vor dem völligen Untergang zu bewahren. Das tun sie wahrscheinlich, aber halt nicht sicher und somit werde ich wohl nicht umhinkommen den schwedischen Sonnenaufgang um 4:24 zu bewundern.

01.05.2009: STIPVISITE IN KIEL

Kiel zeigt sich von seiner besten Seite - bei strahlendem Sonnenschein im T-Shirt in den Wellen schaukeln lassen und einen Haufen netter Leute treffen. Was will man mehr? Leider war das Wochenende viel zu kurz und viele Dinge bleiben ungetan und Menschen unbesucht. Also bleibt mir erstmal nur, mich auf's nächste Mal zu freuen.....

26.04.2009: SALIF KEITA VERZWEIFELT?

Nachdem ich Ostern eine Ankündigung für 'Salif Keita' (= begnadeter Albino-Sänger aus Mali) in Stockholm gesehen habe, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich da hin will. Und tatsächlich kriege ich auch alles (Karte, Zugfahrt und Übernachtung) ohne Kreditkarte organisiert und fahre am Sonntag ziemlich gespannt nach Stockholm. Was nun folgt ist eine rein persönliche Interpretation der Geschehnisse und vielleicht war auch alles ganz anders....

Die erste Überraschung ist das Gebäude samt Publikum: das Konzerthaus ist eigentlich eher für Symphonieorchester gedacht und wird wegen seiner außergewöhnlichen Architektur viel gelobt. Ich finde es eher einen fetten, klotzigen Kasten, der mit seinen Braun- und Grautönen von Innen keineswegs hübscher wird. Aber egal, ich bin ja nicht wegen der Architektur hergekommen..... Als ich reingehe, erwarten mich kaum die vertrauten Rastalocken und Batikshirts, die man auf einem derartigen Konzert erwarten könnte, sondern zum Großteil vornehm gekleidete Herrschaften mit Operngläsern. Alkohol trinkt niemand, auch wenn man ihn durchaus bezahlen könnte und so greife ich etwas verschüchtert ebenfalls auf einen Tee zurück. Der nächste Schock sind Platzkarten und enge, unverrückbare Stuhlreihen. Wie soll man bei Salif Keita etwa nicht tanzen?

Immerhin bin nicht nur ich irritiert, sondern auch deutlich Salif Keita. Nach 2 Liedern faselt er was von Geburtstag und bittet er die Leute aufzustehen. Das kappt, einige tanzen sogar ein bisschen und ich ergreife sofort die Chance im Treppenaufgang einen halbwegs tanzbaren Platz zu ergattern. Eine Hand voll Leute tut es mir nach. Der Rest sinkt nach 1/2 Lied wieder auf seinen Stuhl. Salif gibt dann alles um die Leute mitzureißen: er brüllt nahezu ins Mikro und zeigt eine Dynamik, die ich bei ihm noch nie so gesehen habe. Und er hat Erfolg: die Leute sind begeistert und lassen sich sogar ab und zu zu einem euphorischen Händeklatschen hinreißen (im Sitzen versteht sich). Wenn es ganz doll wird, klatschen alle im Takt, was für mein Gefühl aber leider nicht immer zur Musik passt. Salif kann diese deutlichen Anzeichen von Euphorie leider nicht erkennen und langsam packt ihn die völlige Verzweiflung. Als er und seine Musiker sich im nächsten Stück auf die Bühne setzen und im Takt klatschen, hält der Großteil der Leute dies anscheinend immernoch für einen Teil der Bühnenshow und als die ganze Bühne aufspringt, nimmt das kaum jemand als Zeichen, es ihnen gleich zu tun. Ich habe den Eindruck, Salif hat genug - zügig verlässt er die Bühne, stolpert fast über die heimtückische Stufe kurz vorm Ausgang, findet die gut getarnte Tür nicht und verheddert sich dann auch noch leicht im Vorhang. Na, ob das seine Laune hebt? Sehr geplant sah der Abgang jedenfalls nicht aus. Die Band hält tapfer die Stellung und ein Musiker geht an Mikro und singt. Für meine Ohren klingt das nicht gerade super, aber die Tapferkeit gehört deutlich gewürdigt. Aber das Publikum tut eh, was es immer tut: Klatschen. Das tun sie auch als nach etwa 15 Minuten dann alle die Bühne verlassen. Nach einer halben Ewigkeit kommt Salif dann überraschenderweise doch nochmal zurück - diesmal ganz allein - und singt - aber wie! Mühelos füllt er den gesamten Saal mit seiner Stimme. Auf einmal weiß ich dann doch die super Akustik des Raumes zu würdigen. Es ist zum Gänsehaut kriegen! Als die Leute dann in völliger Euphorie sitzend klatschen kommt die Band nochmal zurück und Salif zerrt einfach alle Leute auf die Bühne, die sich nicht zu sehr wehren. Am Ende ist die ganze Bühne voll tanzender Schweden und Salif geht winkend davon....... Großartig! Alle haben nach dem Konzert leuchtende Augen und die CDs sind nach 10 Minuten ausverkauft. Nur leider bezweifle ich sehr, dass der gute Salif in absehbarer Zeit wieder nach Stockholm kommen wird. Schade!

25.04.2009: FRÜHLINGSBOTEN

21.04.2009: FAHRRADTOUR MIT PANNEN ODER DER LANGE FUSSMARSCH VOM GÖTAKANAL

17.04.2009: ICH HAB KEIN HAUS, KEIN ÄFFCHEN ABER EIN PFERD....

Die Auswirkungen des Satzes meines Kollegen 'Heute sei Freitag und er würde daher früh nach Hause gehen' waren heute enorm. Ich war nämlich ganz fest der Meinung, es sei erst Donnerstag und hätte um ein Haar meine neuerliche Verabredung mit Kimberly, der Pferdebesitzerin von neulich, verpatzt. Also lasse ich etwas wirre Worte und eine Staubwolke zurück und radel mit Vollgas nach 'Eksund'. Wie durch ein Wunder bin ich sogar fast pünktlich und Kimberly und ich machen einen netten Ausritt durch den Wald - sogar mit Sprache. Ich nehme an, Kimberly hat sich dieses Mal einiges auf Englisch zurechtgelegt. Jedenfalls ist unsere Kommunikation gemessen am letzten Mal enorm. Und am Ende ist es abgemacht, dass ich 'Tyrone' ab jetzt 2x die Woche reiten werde. Ich glaube inzwischen, dass das schon das letzte Mal klar war und ich es nur nicht verstanden habe. Wie auch immer - ich bin sehr gespannt und freue mich riesig!

Für die Pferdefreunde: 'Tyrone' ist ein 5-jähriger Tinker (also sehr jung) mit etwas rüpelhaften Umgangsmanieren, die durch seine Masse und den großen Kopf imposant wirken. Sein Leben war geprägt von häufigen Besitzerwechseln und vermutlich einer langjährigen Erkrankung an den Beinen (Mauke?), die aufgrund seiner 'Zottelbeine' lange unerkannt blieb. Inzwischen ist er - vermutlich seit Jahren erstmals - schmerz- und juckfrei, was sein Wesen verständlicherweise schon enorm aufgehellt hat. Außerdem kümmert sich Kimberly seit etwa 1 Jahr rührend um ihn.

16.04.2009: OSTERFREI....

Ich habe heute ein Bild aus dem Elbsandsteingebirge zugemailt bekommen und muss zugeben, dass ich tatsächlich viele Minuten gebraucht habe, bis ich verstanden habe, dass es sich weder um Aufnahmen aus dem letzten Jahr noch um die Tropen handelt, sondern dass es genau jetzt zu dieser Zeit irgendwo in Nordeuropa tatsächlich schon so unglaublich grün ist. Langsam dämmert mir, warum meine erster Besucher (Heiner) gar nicht sooooo hingerissen von dem schönen schwedischen Wald und den ersten Knospen an den Bäumen war..... Trotzdem hatten wir eine ganz prima Zeit und ich kann dem geneigten Leser 2 Tipps für potentielle Schwedenurlaube geben:

(1) Falls ihr, wie ich, auf ein Osterfeuer besteht, obwohl die Schweden eigentlich frühestens Maifeuer machen, fangt auf jeden Fall schon am frühen Nachmittag an, sofern die Sache nicht in Survivaltraining ausarten soll!

(2) Falls ihr in Schweden radeln oder laufen wollt und ihr keine Karte zur Hand habt, macht das gar nichts (sofern ihr euch nicht ganz fernab der Zivilisation bewegt)! Die kleineren Wege scheinen sowieso auf überhaupt gar keiner Karte verzeichnet zu sein und man kann höchstens versuchen, sie bei 'Google-Earth' zu erahnen. Daher kann man getrost einfach irgendeine Karte mitnehmen. Ob es sich um einen Stadtplan von Paris oder das Elbsandsteingebirge handelt, ist dabei vollkommen unerheblich. Wichtig ist allein, dass man die Karte möglichst umständlich entfaltet, was bei Stadtplänen o.ä. ja kein Problem darstellen sollte. Noch bevor ihr fertig seit, kommt dann garantiert ein netter Schwede/Schwedin herbeigeeilt um den schönsten und kürzesten Weg zu erklären.

07.04.2009: ICH HAB KEIN HAUS, KEIN ÄFFCHEN UND KEIN PFERD....

Nach fast 13 Tagen ohne Pferd oder auch nur Pferdemöglichkeit (Unterricht auf Schwedisch nehmen fällt wohl erstmal noch aus) erfasste mich gestern eine Welle der Entzugserscheinungen und außerdem fehlt mir einfach auch ganz deutlich Bewegung. Durch die Wälder laufen ist wunderschön - klar - aber um wieviel schöner wäre es wohl zu reiten? Also gebe ich mein eines schwedisches Wort, das ich kenne - mal abgesehen von 'Hallo' und 'Tschuess' - bei Google ein: 'medryttare' (Reitbeteiligung) und außerdem noch 'Norrköping'. Immerhin scheint es das Prinzip der Reitbeteiligung ja zu geben, denn sonst hätte man wohl kaum ein Wort dafür erfunden.

Es gibt es, aber anscheinend existiert nur eine einzige Anzeigenseite dafür. Dummerweise steht da in jeder Anzeige was von Springen, Dressurausbildung Level 'blablabla', statt 'Freizeitreiterin zum gemütlich durch den Wald bummeln gesucht'. Die eine Anzeige, die in Frage käme ist von September 2008. Da wird eine etwas ältere Person mit Auto gesucht. Um einfach mal in die Reiterwelt zu streuen, dass es mich gibt, schreibe ich hin. Das mit dem älter kriege ich nämlich super hin (die Reiterscene ist meist um die 17) und das mit dem Auto verschweige ich dezent (zur Strafe muss ich dann mühsam die Autowegbeschreibung auf's Fahrrad ummünzen). Da ich mich sowieso als gänzlich chancenlos betrachte, für eine Uraltanzeige ohne die geringsten Schwedischkenntnisse in Frage zu kommen, trage ich bei der Beschreibung meiner Person etwas dicker auf als gewöhnlich und werde prompt gleich am nächsten Tag zum Probereiten eingeladen. Sie hätte zwar schon so halb jemanden, aber die wäre nicht so gut. Ups! Deshalb und wegen der ganzen Level 'blablabla'- Anzeigen bin ich zugegebenermassen ziemlich nervös als ich mich auf die 6km lange Fahrradreise begebe - aber auch neugierig mal eine außeruniversitäre Schwedin zu treffen. Dass das mit dem menschlichen Kontakt erstmal deutlich anders ausfällt als erwartet, ist allerdings nach 3 Sekunden klar: Kimberly ist zwar sehr niedlich aber erst um die 15 und hat sich für die Mails sicher Hilfe geholt. Jetzt wo wir voreinander stehen, verstehen wir gegenseitig einfach kein Wort und sie ist viel zu jung und schüchtern um das irgendwie lustig zu finden. Ich kann sie leider auch nicht dazu bewegen, einfach Schwedisch zu reden und mich raten zu lassen. Im Endeffekt holen wir schweigend das Pferd, schweigend gehen wir dann zur Reitbahn (naja Feld), schweigend drehe ich meine Proberunden und schweigend gehen wir wieder zum Stall. Wie sie die ganze Aktion fand, wird sich zeigen - 'sie wird sich melden' hat sie immerhin gesagt - und ich hoffe innständig nicht per Telefon!

04.04.2009: WIE SCHLAU SIND RATTEN?

Mein niegelnagelneues Gebrauchtfahrrad zeigt mir an meinem ersten Arbeitstag, dass es eben doch nicht mehr ganz so niegelnagelneu ist und begrüßt mich mit einem Platten. Auch ansonsten erscheint mir das Rad inzwischen ungeeignet für längere Strecken und mein heutiger Arbeitsweg ist, aufgrund einiger unbeabsichtigter Umwege, durchaus als 'länger' zu bezeichnen. Zwar habe ich mit meinem Chef in spe keine genaue Zeit abgemacht, aber ich wäre schon gerne vorm Mittag da - schon wegen des 'guten Eindrucks am Anfang' und so. Also strampel ich etwas gehetzt durch Norrköping und Umgebung bis ich endlich und schließlich das SMHI erreiche: 9:17 Uhr - puh - das geht ja noch......

Noch etwas atemlos melde ich mich an und werde an der Rezeption abgeholt. Das ist in diesem Fall auch gut so, denn mein Büro oder auch nur sonst irgendwas hätte ich vermutlich nie im Leben selbstständig gefunden. Außerdem fehlt mir noch die magische Plastikkarte samt Code um hinein zu gelangen. Das SMHI besteht nämlich aus ca. 10 gut gesicherten Gebäuden, die alle durch Gänge auf bestimmten Ebenen verbunden sind. Vermutlich unnötig zu erwähnen, dass all diese Gänge (jedenfalls für mein ungeübtes Auge) ungefähr gleich aussehen. Da ich in den ersten Tagen extrem viel hin- und herlaufen muss, manifestiert sich in mir langsam der Gedanke an eine Versuchsratte, die lernen soll, durch ein Labyrinth zu laufen. Ich wage allerdings zu bezweifeln, das ich mich auch nur annähend so clever anstelle. Aber vielleicht fehlt auch nur der Käse? Jedenfalls bin ich heilfroh über die überaus hilfsbereiten Schweden (das sind sie wirklich!), die mich immer wieder bereitwillig auf den richtigen Weg geleiten......

31.03.2009: ANDERE LÄNDER, ANDERE SITTEN

In den letzte Tagen habe ich mehrere Erfolgserlebnisse zu verzeichnen, die banal erscheinen mögen, meinen Alltag jedoch ungemein erleichtern. Dabei muss ich zugeben, dass ich für die Sache mit der Waschmaschine einen Tipp bekommen habe. Zunächst fiel mir nämlich nur auf, dass es in Norrköping weit und breit keinen einzigen Waschsalon gibt, die Leute aber zum Großteil tadellos sauber wirken. Also muss wohl jeder außer mir eine Privatwaschmaschine besitzen? Robinson (ein zukünftiger Kollege) belehrt mich eines Besseren: jedes Haus besitzt im Keller Gemeinschaftswaschmaschinen, die man gratis nutzen kann, sofern man die Maschine vorher reserviert. Dafür gibt es in jeder Wohnung kleine Schlösser, die man in den 'Terminkalender' einsetzen kann. Das wäre also schonmal geklärt. Wo um alles in der Welt sich die Mülltonnen verstecken, werde ich hoffentlich morgen rausfinden. Erstmal müssen leider Behörden abgeklappert werden, damit ich magische Personennummer bekomme, die man quasi für alles braucht. Aber Busfahren wird ja wohl ohne gehen? Ich will nach Lindö, meinen zukünftigen Bootsliegeplatz besichtigen, da mich Robinson vor den vielen Fabriken in der Nähe gewarnt hat. Um es kurz zu machen - man kann ohne Personennummer Bus fahren, allerdings kann man nicht im Bus bezahlen. Auf meine Frage, wo ich denn Tickets bekomme, erzählt der Fahrer mir, ich könne einfach eine SMS schreiben. Mir ist nicht ganz klar an wen und was das nützen soll. Ich gucke wohl so verständnislos, dass der Fahrer mich aus lauter Mitleid umsonst mitnimmt (zum Glück nicht nur hin sondern auch wieder zurück, denn in Lindö gab es außer Villen nur geschlossene Eis-Kioske und verriegelte Ferienhäuser). Das mit der SMS habe ich immer noch nicht verstanden, aber immerhin bin ich inzwischen stolze Besitzerin einer aufladbaren Plastikkarte für Bustickets und ich weiß immerhin auch schon eine Aufladestelle in Norrköping. Ich vermute aber, dass es noch mehr in der Stadt gibt, da ich gar keine Schlangenbildung vor der Kasse beobachten konnte. Was aber noch viel besser ist, ist mein niegelnagelneues Gebrauchtfahrrad, von dem ich erst keine Ahnung hatte, wo ich es kaufen soll und jetzt keine Ahnung habe, wo ich es parken soll. Die Straßen sind hier nachts quasi fahrradleer. Also steht mein Neuerwerb allein und verlassen bei uns im Keller unter der Treppe und ich hoffe, es ist morgen immer noch da.....

27.03.2009: ....IST SIE SCHON DA?

Ja, sie ist - spontanerweise mit der 'Black Pearl' im Schlepp, die auf der Fahrt so schrecklich gefroren hat, dass wir versucht haben mit bei 'Burger King' geklautem Salz das Gefrieren zu verhindern. Leider erreichen wir damit nichtmal den Salzgehalt der Ostsee und der Erfolg ist entsprechend mäßig bis nicht vorhanden. Wer rechnet schon Ende März mit Schnee und Frost? Und vor allem wohin jetzt mit dem geplagten Boot? Die Plane, die ich noch kurz vorm Losfahren geschnappt habe, ist leider nicht der Hit und unser derzeitiger Parkplatz auch nicht. Als ich naiv den Hotelbesitzer der ersten Nacht um eine Idee bitte, bietet mir dieser spontan seine Privatgarage an. Wenn das kein netter Anfang ist! Ich bin sozusagen überwältigt. Dafür verzeihe ich Schweden sogar das derzeitige Mistwetter und die höchstens mittelmäßig gemütliche Übergangswohnung mit Blick auf einen riesigen Parkplatz.